Stell dir vor: Du gehst, wie immer, einkaufen. Milch, Brot und ein paar weitere Lebensmittel für die Woche. An der Kasse staunst du über den Preis – schon wieder teurer! Und diesmal liegt es weder an einer Steuererhöhung noch an der ach so verhassten Inflation, sondern am Dollar.
Was ist mit dem Dollar? Der Dollar ist eine Währung, die du nie benutzt hast, die aber seit Jahrzehnten bestimmt, was dein Leben kostet. Und genau dieser Dollar verliert aktuell weltweit an Macht.

Die Frage ist: Was bedeutet das für uns in Deutschland und Österreich – für unser Konto, unsere Rente und unsere Zukunft? Was hat dieser Machtverlust und das, was gerade global passiert, mit uns in Europa zu tun?
Warum der Dollar überhaupt so wichtig ist
Seit dem Zweiten Weltkrieg ist der Dollar das Rückgrat der Weltwirtschaft.
- Rund 60 % der weltweiten Währungsreserven liegen in US-Dollar.
- Rohstoffe wie Öl, Gas und Metalle werden überwiegend in Dollar gehandelt.
- Internationale Verträge und Finanztransaktionen laufen traditionell über den Dollar.
Kurz gesagt: Auch wenn du in Euro bezahlt wirst, ist der Dollar der Maßstab im Hintergrund. Er beeinflusst Preise, Kredite und Finanzmärkte – und damit dein tägliches Leben.

Die Abkehr vom Dollar – was gerade passiert
Viele Staaten wollen nicht länger vom Dollar abhängig sein. Vor allem China, Russland und andere Schwellenländer setzen zunehmend auf Alternativen:
- Russland liefert Öl und Gas nach China. Der Handel untereinander wird in Yuan und Rubel abgewickelt, um sich vom Westen zu lösen.
- Indien handelt Rohstoffe direkt in Rupien.
- Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) diskutieren sogar über eine eigene Währung.
- China baut mit CIPS ein Zahlungssystem, das den westlich dominierten Dienst SWIFT ersetzen könnte.
Das klingt zwar abstrakt, bedeutet aber, dass der Dollar Stück für Stück verdrängt wird. Noch ist er dominant, doch die Entwicklung zeigt eindeutig nach unten.
Und auch wenn das vielen in Europa nicht wichtig erscheint, hat es massive Auswirkungen auf uns. Mehr dazu in den folgenden Kapiteln.
Was das für Europa bedeutet
Für uns in Deutschland und Österreich hat das gleich mehrere Folgen:
- Exportindustrie: Deutschland lebt vom Export. Zwar hört sich eine Stärkung des Euro im ersten Schritt gut an, doch weil der Dollar schwächelt, werden unsere Produkte im Ausland dadurch teurer. Das kann zu weniger Aufträgen und Jobs führen und die Wirtschaft bremsen. Und das alles in einer Zeit, in der wir ohnehin bereits mit steigenden Lohnkosten kämpfen und international gesehen immer weniger konkurrenzfähig sind. Dieses Thema betrifft dich also direkt in Bezug auf deinen Job und dein Einkommen.

- Finanzsystem: Banken, Versicherungen, Pensionskassen und Fonds halten enorme Mengen an US-Anleihen und -Aktien. Das gilt auch für Europa, da US-Staatsanleihen als sicher gelten. Fällt der Dollar, sinkt der Wert dieser Anlagen – und das betrifft indirekt auch deine Altersvorsorge. Es wird für den Staat und diverse Organisationen immer schwieriger, das System aufrechtzuerhalten.
- Inflation & Stabilität: Je unsicherer die Leitwährung ist, desto stärker schwanken die Preise auf den Weltmärkten. Das schlägt sich am Ende in den Preisen nieder, die du zahlst. Unsicherheiten in den Lieferketten entstehen und das führt am Ende immer zu Preissteigerungen. Das heißt, auch deine Kaufkraft wird durch den schwachen Dollar in Mitleidenschaft gezogen.
- Investments und Erspartes: Auch wenn du selbst investierst, trifft dich der schwache Dollar. Besonders eindeutig war es zum Beispiel im Jahr 2025. Im Vergleichs-Chart siehst du den MSCI-World-Aktienindex. Beide Linien zeigen eigentlich den gleichen Wert, allerdings ist die orangefarbene Linie der „gehegte” Wert, das heißt, Währungsschwankungen wurden ausgeglichen. Während der Index eine Performance von 10 % (in USD) gemacht hat, war er in Euro gerechnet quasi eine Nullnummer. Wenn du also Aktien in USD besitzt, dann kann es sein, dass diese steigen, du aber sogar mit Verlust aussteigst. Etwas günstiger ist es natürlich, wenn du bei einem schwachen Dollar kaufst, dann bekommst du mehr Aktien für das gleiche Geld.

Europa sitzt dabei zwischen den Stühlen: Einerseits sind wir eng mit den USA verbunden, andererseits müssen wir mit China und den BRICS-Staaten Handel treiben. Diese Zerrissenheit macht die ohnehin instabile Lage noch prekärer.

Kannst du als normaler Mensch etwas tun?
Hier die ehrliche Antwort: Du kannst den Wandel nicht aufhalten. Ob China und Russland in Zukunft in Dollar, Yuan oder einer neuen Währung handeln, liegt nicht in deiner Hand. Ob der Dollar in 20 Jahren noch Leitwährung ist oder nicht, entscheidet die Politik der Großmächte – nicht du.
Aber du kannst zumindest beim Investieren und Sparen entscheiden, wie stark du die Folgen spürst.
- In verschiedene Anlageklassen investieren. In unsicheren Zeiten können nicht nur Aktien, sondern auch Edelmetalle wie Gold und Silber absolut sinnvoll sein.
Hier ist ein Artikel zum Thema „Wie sicher ist Gold in Krisenzeiten?” für dich.
- Breite Streuung. Auch ohne professionelles Wissen kannst du über Fonds oder ETFs in verschiedene Regionen investieren, beispielsweise in die USA, Europa und Asien. Nutze diese Möglichkeit und baue dir ein Portfolio auf, das breit aufgestellt ist und nicht an eine einzige Währung gebunden ist.
- ETFs mit Absicherung. Das ist Geschmackssache, aber es gibt ETFs, die eine sogenannte Währungsabsicherung integriert haben (Hedged). Kurzfristig kann das sinnvoll sein, um sich beim Investieren beispielsweise gegen einen schwachen Dollar abzusichern. Langfristig gesehen ist das eher weniger sinnvoll, da die Wechselkurse über viele Jahre hinweg weniger Einfluss haben und sich das Spiel oft auch wieder in die andere Richtung drehen kann. Beispiel dazu: iShares MSCI World EUR Hedged UCITS ETF (Acc) | A1C5E7 | IE00B441G979
- Rücklagen nicht unnötig nur am Girokonto parken. Bargeld auf dem Konto verliert an Kaufkraft, sobald Inflation und Währungsschwankungen zunehmen.
- Schulden im Griff haben. Wer Kredite bis zum Anschlag hat, ist besonders verwundbar, wenn Preise oder Zinsen plötzlich steigen.
Kurz: Du kannst nicht verhindern, dass das Dach wackelt – aber du kannst dein Fundament stabiler machen.
Der Dollar ist nicht von heute auf morgen weg. Aber die Entwicklung ist klar: Seine Macht bröckelt – jedes Jahr um ein paar Prozent. Für uns in Europa heißt das mehr Unsicherheit, mehr Schwankungen und potenziell höhere Preise.
Du kannst das nicht verhindern. Aber du kannst dich schützen, indem du dein Geld nicht passiv liegen lässt, sondern aktiv streust, Rücklagen in Sachwerten hältst und dich bewusst machst, dass „Geld“ mehr ist als Zahlen auf dem Konto.
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