Warum ist Marie besser und erfolgreicher an der Börse als Daniel? Daniel erstellt zahlreiche Aktienanalysen, sieht sich zahlreiche YouTube-Videos zu Finanzen an und liest stundenlang Reddit-Posts über die neuesten Aktientrends. Lisa hingegen hat sich einfach ein Depot eingerichtet, in einen ETF investiert und schaut dann monatelang gar nicht ins Depot, was Daniel völlig verrückt macht.
An der Börse zählt nicht nur Wissen – sondern vor allem auch Verhalten. Und genau hier liegt ein oft unterschätzter Vorteil: Frauen sind im Durchschnitt die besseren Investorinnen. Klingt überraschend? Zahlreiche Studien und Analysen untermauern diese Aussage. In diesem Artikel schauen wir uns an, warum das so ist, welche Fehler Männer häufiger machen und worin Frauen tendenziell eher investieren und damit besser abschneiden als Männer.
Was sagen die Studien?
Beginnen wir mit ein paar harten Zahlen – das muss einfach bewiesen werden:
Fidelity Studie (2021, USA)
Das Investmenthaus Fidelity hat über einen Zeitraum von zehn Jahren die Performance von über 5 Millionen Kundinnen und Kunden analysiert.

Das Ergebnis:
👉 Frauen erzielten im Durchschnitt eine jährliche Rendite von 0,4 Prozentpunkten mehr als Männer.
Was auf den ersten Blick nicht nach viel klingt, macht langfristig einen großen Unterschied:
- Bei einer Investition von 10.000 € über 30 Jahre ergibt das einen Unterschied von über 7.000 € an zusätzlichem Vermögen.
Ich kann diese kurze Zusammenfassung nur empfehlen, denn sie ist grafisch sehr ansprechend gestaltet und stellt die wichtigsten Fakten gut dar.

Link zur Studie: 2021 Women and Investing Study
University of California Studie (2001)
Zugegeben, diese Studie ist schon etwas älter. Forscher Brad Barber und Terrance Odean analysierten jedoch über 35.000 Handelskonten bei einer großen US-amerikanischen Bank. Sie fanden heraus:
- Männer handelten etwa 45 % häufiger als Frauen.
- Frauen erzielten 1 % höhere jährliche Renditen.
- Single-Männer waren besonders aktiv – und schnitten auch am schlechtesten ab.
Die Schlussfolgerung: Übermäßiges Handeln schadet dem Vermögen – und Männer sind davon besonders betroffen. Warum das so ist, da kommen wir später dazu.

Link zu der Studie: BOYS WILL BE BOYS: GENDER, OVERCONFIDENCE, AND COMMON STOCK INVESTMENT
Warwick Business School (UK, 2018)
Auch in der nächsten Veröffentlichung gibt es wieder einige interessante Unterschiede im Verhalten von Männern und Frauen. In einer Studie mit 2.800 Investoren stellte sich heraus:
- Frauen übertrafen Männer bei der Portfolio-Performance um durchschnittlich sogar 1,8 % pro Jahr.
- Frauen hielten ihre Investments länger und reagierten ruhiger auf Marktschwankungen.

Link zum Artikel: Warwick Business School – Smart Investor Report (2018)
Warum Frauen an der Börse oft bessere Entscheidungen treffen
Die Gründe sind vielfältig – und sie haben nichts mit Intelligenz, sondern mit Verhalten und Persönlichkeit zu tun, wie wir aus den Studien bereits gesehen haben.
Aber lass uns einige Gründe noch etwas genauer beleuchten:
Weniger Aktionismus, mehr Ruhe
Frauen neigen seltener dazu, ständig im Depot herumzuwühlen. Während viele Männer glauben, sie müssten aktiv sein, um erfolgreich zu sein, wissen scheinbar viele Frauen: Anlegen ist kein Sprint, sondern ein Marathon.
- Weniger Trades = weniger Transaktionskosten
- Längere Haltedauer = bessere Chancen auf Markterholung nach Rücksetzern
Ich glaube aber auch, dass Frauen hier einfach etwas mehr Ruhe mitbringen. Als Mann will man immer das Maximum herausholen, was an der Börse aber oft nicht die schlaueste Variante ist. Frauen neigen eher dazu, etwas zu kaufen und es dann einfach liegenzulassen.
Hier gibt es einen passenden Artikel zum Thema „Börsenweisheiten”, der dich interessieren könnte.
Weniger Selbstüberschätzung
Psychologische Studien zeigen: Männer überschätzen ihre Fähigkeiten oft – Frauen hingegen neigen zur realistischeren Selbsteinschätzung.
Das wirkt sich auch beim Investieren aus. Viele Männer glauben, den Markt „schlagen“ zu können und gehen daher deutlich mehr ins Risiko. Frauen geben sich mit „weniger“ vermutlich zufriedener – laut diesen Studien erreichen sie aber trotzdem eine bessere Performance.
Weniger Social Media im Finanzbereich
Auch das ist ein riesiges Thema. Männer konsumieren deutlich mehr finanzrelevante Inhalte und recherchieren oft „bis zum Umfallen”. Ich sehe das allein an meinem YouTube-Kanal, wo 90 % der Zuschauer männlich sind. Natürlich gibt es auch Kanäle, bei denen die meisten Zuschauer Frauen sind, aber auch von anderen Kanälen ist eine ähnliche Verteilung bekannt.

Das muss nicht nachteilig sein. Durch den geringeren Konsum von Finanzinhalten, vor allem in Online-Foren wie Reddit, in denen jeder seine extrem guten (aber auch schlechten) Trades teilt, wird man weniger in Versuchung gebracht, riskante Trades einzugehen.
Besseres Risikomanagement
Frauen gehen seltener extreme Risiken ein – sie investieren oft breiter gestreut und denken stärker in langfristigen Zielen.
Das schützt vor Totalverlusten und führt zu stabileren Portfolios. Als Mann neigt man eher dazu, ein Hebelprodukt oder eine hochriskante Aktie zu wählen – man möchte schließlich eine Abkürzung nehmen oder „schnell reich werden”.
Langfristige Denkweise
Studien zeigen, dass Frauen eher für Altersvorsorge und Lebensziele investieren – nicht, um kurzfristige Gewinne zu maximieren. Ich würde sogar noch weiter gehen: Viele Frauen sparen wahrscheinlich gar nicht unbedingt auf etwas Bestimmtes hin, sondern wollen einfach Geld anlegen und es über die Zeit vermehren. Dadurch ergibt sich automatisch ein längerer Zeithorizont.
Diese langfristige Herangehensweise hilft, auch in turbulenten Börsenzeiten einen kühlen Kopf zu bewahren, weil man ja nicht auf ein bestimmtes Ereignis in naher Zukunft spart und eine Marktkorrektur oder einen Crash aushalten kann.
Wenn du mehr über Börsencrashs erfahren möchtest, habe ich hier einen entsprechenden Artikel für dich erstellt.
In welche Anlageklassen investieren Frauen eigentlich?
Auch wenn die Datenlage hier etwas dünner ist, zeigen einige Auswertungen interessante Trends:
Aktien statt Zockerei
Frauen investieren zwar genauso wie Männer in Aktien, aber:
- Sie setzen weniger auf Einzelaktien, die stark schwanken.
- ETFs und Fonds sind bei Frauen deutlich beliebter, weil sie Sicherheit durch Streuung bieten.
Laut einer Auswertung des US-Brokers Robinhood investieren Männer dort überdurchschnittlich oft in spekulative Einzelwerte (z. B. Tech-Penny-Stocks oder Meme-Aktien wie AMC oder GameStop), während Frauen eher in breit gestreute Indizes oder Dividendenwerte investieren. Robinhood ist jetzt mit Trade Republic bei uns vergleichbar. Hier sind viele junge Anleger investiert, daher ist natürlich auch die Anzahl junger männlicher Investoren, die zocken, deutlich höher. Nichtsdestotrotz sieht man einen Trend, dass Frauen eher an passiven Investments interessiert sind.
Link zu RobinHood: In a New Era of Investing, Gender and Generational Gaps Remain – Robinhood Newsroom
Nachhaltigkeit ist wichtiger
Frauen achten bei ihren Investments häufiger auf ethische und nachhaltige Kriterien (ESG).
Laut einer Umfrage von Morgan Stanley (2021):
- 67 % der Investorinnen berücksichtigten ESG-Kriterien.
- Nur 51 % der männlichen Investoren taten das.
Das zeigt: Frauen investieren nicht nur rationaler, sondern auch werteorientierter.
Weniger Krypto, weniger Risiko
In der Welt der Kryptowährungen sind Männer deutlich dominanter – nicht nur in Online-Foren, sondern auch bei Investments.

Eine Bitkom-Studie aus Deutschland (2023) zeigte:
- Nur 16 % der Krypto-Investoren waren weiblich.
- Frauen schätzen die Risiken im Kryptobereich realistischer ein. Männer sehen ich eher schon gedanklich im Lamborghini herumfahren.
Fazit: Besser durch Besonnenheit
An den Studien und Argumenten wird sehr deutlich, dass Frauen nicht unbedingt „strategischer“ sind oder mehr Energie in den Aktienmarkt stecken – eher sogar das Gegenteil. Es ist vielmehr ein Thema, das das Verhalten betrifft.
Langfristiger Vermögensaufbau, der wirklich funktioniert, ist am Ende eines: langweilig. Das spielt den Frauen in die Karten, denn diese lassen sich weniger verrückt machen, legen langfristig an, sind defensiver investiert und wollen nicht das Maximum herausholen. All das sind Kriterien, die sich perfekt eignen, um sich vor großen Verlusten bei hochriskanten, kurzfristigen Trades zu schützen.
👉 Weniger Ego – mehr Erfolg.
Gerade in Zeiten von volatilen Märkten und Social-Media-Hypes rund um schnelle Gewinne lohnt es sich, auf die Stärken des weiblichen Investitionsstils zu schauen – und davon zu lernen.
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