Nach dem KI-Rausch: Das nächste große Ding – Weltraumtechnologie / SpaceTech (Teil 2 der Reihe „Investment in Zukunftstechnologien“)

Die Raumfahrtindustrie boomt. Experten gehen davon aus, dass der weltweite Raumfahrtmarkt bis zum Jahr 2035 auf rund 1,8 Billionen US-Dollar anwachsen wird. Kaum eine andere Branche wächst so schnell und unterliegt einem so starken technologischen Wandel. Könnte sie nach dem KI-Hype das nächste große Ding an der Börse werden?

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf Weltraumtechnologien, die oft als SpaceTech bezeichnet werden. Diese Technologien ermöglichen eine Vielzahl von Anwendungen, die unser tägliches Leben immer mehr beeinflussen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Raumfahrttechnologien haben technische Revolutionen ausgelöst, die das tägliche Leben fast aller Menschen auf der Erde grundlegend verändert haben. Heute sind Weltraumtechnologien für alltägliche Funktionen wie GPS, Bankwesen, Internetzugang und Fernerkundung unverzichtbar.

Die Serie „Investieren in Zukunftstechnologien“ wird nach dem ersten Teil mit dem Thema Quantencomputing fortgesetzt. Wir beleuchten alle Anwendungsbereiche im Bereich SpaceTech und versuchen mit einer Markteinschätzung das Potenzial für die Zukunft abzuleiten.


Anwendungsfälle der Weltraumtechnologie

SpaceTech umfasst alle Technologien rund um die Raumfahrt – von Satelliten über Trägerraketen bis hin zu Raumstationen.

Erdbeobachtung, Wettervorhersage und Klimamonitoring

Satelliten liefern wertvolle Daten zur Überwachung von Umweltveränderungen, zur Wettervorhersage und zur Unterstützung des Katastrophenmanagements. Diese Daten sind für viele Industriezweige, die Landwirtschaft und die Wissenschaft von entscheidender Bedeutung.

Unternehmen in diesem Bereich:

  • Planet Labs PBC (ISIN: US72703X1063) betreibt eine große Konstellation von Kleinsatelliten zur täglichen Erdbeobachtung.
  • Maxar Technologies (wurde 2023 privatisiert) liefert hochauflösende Satellitenbilder und Geodaten für verschiedene Anwendungen.

Einschätzung:

Der Markt für kommerzielle Satellitenbildgebung wird von 7 Milliarden USD im Jahr 2024 auf 14-17 Milliarden USD im Jahr 2032 geschätzt, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 8,7% – 12%. Das Wachstum wird durch die steigende Nachfrage nach hochauflösenden Echtzeitdaten für strategische Entscheidungen in Bereichen wie Katastrophenmanagement und Umweltüberwachung getrieben. Unternehmen mit fortschrittlicher Bildgebungstechnologie und Datenanalysefähigkeiten dürften hier besonders erfolgreich sein.


Satellitenkommunikation

Satelliten ermöglichen globale Telekommunikation, Internetzugang auch in entlegenen Gebieten und die Übertragung großer Datenmengen. Insbesondere LEO-Satellitenkonstellationen (Low Earth Orbit) werden mit dem Ziel der Bereitstellung von Breitband-Internetzugängen stark vorangetrieben.

Unternehmen in diesem Bereich:

  • Starlink (SpaceX) (privat) von Elon Musk, entwickelt und produziert Raketen und Raumschiffe und bietet Startdienstleistungen sowie das Starlink-Satelliteninternet.
  • Amazon (ISIN: US0231351067) arbeitet ebenfalls an einer LEO-Satellitenkonstellationen
  • Viasat Inc. (ISIN: US92552V1008) bietet Breitband- und Kommunikationsdienste über seine Satellitenflotte an.
  • Telesat (ISIN: CA8795123097) bietet satellitenbasierte Breitband- und Kommunikationsdienste weltweit an.
  • Eutelsat (ISIN: FR0010221234) ist ein führender Satellitenbetreiber

und viele mehr!

Einschätzung:

Der Weltmarkt für Satellitenkommunikation wird von verschiedenen Stellen sehr unterschiedlich eingeschätzt, da die Marktdefinition teilweise nur einzelne Segmente, teilweise aber auch das gesamte Ökosystem (Hardware, Dienste, Infrastruktur) umfasst. Derzeit werden in diesem Bereich Umsätze zwischen 30 und 200 Mrd. USD erzielt, bis 2030 sollen es 200 bis 320 Mrd. USD sein.

Allein für Starlink von SpaceX wird bis 2024 ein Umsatz von 8,2 Mrd. USD erwartet. Klar ist: Der Markt für Satellitenkommunikation boomt, vor allem dank des Aufkommens von LEO-Konstellationen, die eine bessere Konnektivität und geringere Latenzzeiten bieten.

Die Satellitenkommunikationsbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch, der durch den Aufstieg von LEO-Konstellationen (Low Earth Orbit) vorangetrieben wird, die die traditionelle Dominanz geostationärer (GEO) Satelliten herausfordern.


Satellitennavigation

Systeme wie GPS und Galileo sind unerlässlich für Transport, Logistik und zahlreiche Anwendungen im Alltag. Sie ermöglichen präzise Standortbestimmung und Zeitmessung weltweit.

Unternehmen in diesem Bereich:

Hier sind es meist staatliche Organisationen, die hinter diesen Netzwerken stehen und sie finanzieren:

  • GPS: Vereinigte Staaten von Amerika
  • GLONASS: Russland
  • Galileo: Europäische Union
  • BeiDou: China

Einschätzung:

Auch hier liegen die Schätzungen des Marktvolumens extrem hoch im dreistelligen Milliardenbereich. Da aber meist staatliche Organisationen dahinter stehen, sind die Investitionen in diesem Bereich für uns derzeit nicht relevant. Natürlich könnte man das Thema noch auf die Unternehmen ausweiten, die diese Systeme nutzen, aber das würde den Rahmen bei weitem sprengen.


Raumtransport und Weltraumtourismus

Die Entwicklung und der Betrieb von Raketen und Raumfahrzeugen sind notwendig, um Satelliten zu starten und Fracht und Menschen in den Weltraum zu befördern. Wiederverwendbare Technologien senken die Kosten und ermöglichen häufigere Missionen. Insbesondere der Weltraumtourismus wird von den Medien immer stärker gefördert.

Unternehmen in diesem Bereich:

  • SpaceX (privat): Auch hier ist SpaceX von Elon Musk aktiv
  • Blue Origin (privat) ist ein Raumfahrtunternehmen des Amazon-Gründers Jeff Bezos, das an wiederverwendbaren Trägerraketen, Raumkapseln und Mondlandesystemen arbeitet, um die Kosten für den Zugang zum Weltraum zu senken.
  • Rocket Lab USA, Inc. (ISIN: US7731221062) bietet Startdienste für kleine Satelliten an.

Einschätzung:

Der Weltmarkt für Weltraumdienstleistungen und Weltraumtourismus wird für 2024 auf 831 Mio. USD geschätzt und soll bis 2033 auf 3 Mrd. USD anwachsen. Sinkende Startkosten durch wiederverwendbare Trägerraketen und die zunehmende Kommerzialisierung des Weltraums tragen zu diesem Wachstum bei.


Militärische und sicherheitstechnische Nutzung

Weltraumtechnologien spielen eine wichtige Rolle für die nationale Sicherheit, z.B. durch Satellitenüberwachung und Raketenabwehrsysteme. Dazu gehören Kommunikations- und Aufklärungssatelliten.

Unternehmen in diesem Bereich:

  • Boeing (ISIN: US0970231058) ist ein weltweit tätiger Hersteller von Flugzeugen und Raumfahrtsystemen, einschließlich Satelliten und Trägerraketen.
  • Lockheed Martin (ISIN: US5398301094) ist ein großes Luft- und Raumfahrtunternehmen, das auch im militärischen und sicherheitsrelevanten Raumfahrtbereich tätig ist.
  • Northrop Grumman Corporation (ISIN: US6668071029) ist ein weiteres großes Luft- und Raumfahrtunternehmen mit bedeutenden Aktivitäten im Bereich Weltraumsysteme und -sicherheit.

Einschätzung:

Der Markt für die Militarisierung des Weltraums ist schwer abzuschätzen, da er in den Verteidigungshaushalten der einzelnen Staaten enthalten ist, aber es wird erwartet, dass er von 53,7 Mrd. USD im Jahr 2023 auf 88,6 Mrd. USD im Jahr 2030 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 7,4 % ansteigen wird. Zunehmende geopolitische Spannungen und das Streben nach militärischer Überlegenheit im Weltraum treiben diesen Markt an.


Wissenschaftliche Forschung und Exploration

SpaceTech ermöglicht es, das Universum zu erforschen, neue Ressourcen zu erschließen und unseren Platz im Kosmos zu verstehen. Dazu gehören Teleskope, Forschungssatelliten und Erkundungsmissionen. Auch hier sind zahlreiche öffentliche und private Organisationen aktiv.

Die Aktivitäten der NASA trugen im Jahr 2023 mit 75,6 Milliarden US-Dollar zur US-Wirtschaft bei und unterstützten mehr als 304.000 Arbeitsplätze.


SpaceTech ETFs

Bei all diesen Anwendungen stellt sich die Frage, ob ein SpaceTech-ETF interessant sein könnte, um das Thema in größerem Umfang abzudecken.

Eine kleine Übersicht:

  • ARK Space Exploration & Innovation ETF (ARKX, US00214Q8078): Aktiv verwalteter US-ETF von ARK Invest. Er investiert laut ARK mindestens 80% seines Vermögens in Unternehmen aus dem Bereich Raumfahrt und Innovation. In der Praxis enthält der ARKX neben klassischen Raumfahrtunternehmen auch Hightech-Unternehmen, die von Raumfahrtanwendungen profitieren (z.B. Elektronikanbieter, Roboterhersteller).
  • Procure Space ETF (UFO, US74280R2058): Ein amerikanischer ETF, der einem Index folgt („S-Network Space Index“). Er hält börsennotierte SpaceTech-Unternehmen weltweit. Das Portfolio enthält z.B. Raketenhersteller, Satellitenbetreiber und Zulieferer.
  • VanEck Space Innovators UCITS ETF (Ticker JEDI, ISIN IE000YU9K6K2): Europäischer Fonds, der globale Weltraumaktien abbildet. Der Name „JEDI“ steht für „Joint Enterprise Defense Infrastructure“ und das Portfolio des ETF ist auf das Thema „Future Space Economy“ ausgerichtet.

Die Investition in einen branchenspezifischen ETF bietet sich immer dann an, wenn du keine Lust hast dich direkt mit den einzelnen Aktien zu beschäftigen und einfach nur ein Thema abdecken möchtest. Hier bist du aber auch immer etwas von der allgemeinen Marktstimmung zum Thema SpaceTech abhängig, da es auch hier immer wieder einzelne Phasen gibt, in denen das Thema immer mehr gehypt wird.


Fazit

Für alle Bereiche und Unternehmen stellt sich die Frage, welche Investition jetzt am sinnvollsten wäre, um diesen Bereich abzudecken.

Besonders aussichtsreich und vergleichsweise stabil sind Investitionen im Bereich Satellitenkommunikation & Internet. Der Bedarf an globaler, schneller und flächendeckender Konnektivität wächst rasant – insbesondere in Schwellenländern und abgelegenen Regionen. Hier muss man allerdings sehr genau selektieren, welche Unternehmen aufstrebend sind und welche möglicherweise an veralteten Technologien hängen. Oder du gehst auf Nummer sicher und investierst in einen Großkonzern wie Amazon, der auch dieses Thema abdeckt.

Darüber hinaus ist das Thema Erdbeobachtung & Geodaten ein ständig wachsender Bereich, auch hier ist das technische Risiko geringer als in anderen Bereichen.

Dennoch muss man sich bewusst sein, dass diese Branchen sehr risikoreich sind. Es gibt technologische Risiken (Raketenstarts, neue Satellitentechnologien, neue Raumfahrtsysteme), bei denen Fehler Millionen kosten können. Kommerzielle Risiken, bei denen bestimmte Geschäftsmodelle nicht funktionieren (z.B. Weltraumtourismus), sind ebenfalls gefährlich. Viele Unternehmen verbrennen jahrelang Geld, bevor die ersten Einnahmen fließen. Auch regulatorische Unsicherheiten (Weltraumrecht, staatliche Förderungen und Aufträge, …) können Projekte bremsen oder einschränken.

Es ist wichtig zu betonen, dass SpaceTech kein kurzfristiger Hype ist (auch wenn es immer wieder Phasen gibt), sondern ein langfristiger Wachstumsmarkt. Ich selbst bin noch nicht direkt im SpaceTech-Bereich engagiert, finde ihn aber sehr spannend und werde mich in nächster Zeit vor allem mit dem Thema Satellitenkommunikation intensiver beschäftigen.

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