Gut verdienen – und trotzdem nicht reich? Das Problem der Lifestyle-Inflation

Warum du mit 100.000€ Gehalt am Ende trotzdem noch leer dasteht? Stell dir vor, du arbeitest hart, hast Karriere gemacht und ein Gehalt, von dem viele nur träumen können. Vielleicht 60.000, 80.000 oder sogar 100.000 Euro im Jahr. Doch dann stellst du dir die Frage: „Warum habe ich trotzdem nicht das Gefühl, reich zu sein?“

Die bittere Wahrheit: Ein gutes Gehalt allein reicht fast nie aus, um wirklich reich zu werden. Und genau das schauen wir uns heute an – mit Zahlen, psychologischen Fallen und dem System, das dafür sorgt, dass am Ende oft wenig übrigbleibt.


Warum mehr Geld nicht automatisch Reichtum bedeutet

Auf dem Papier klingt ein gutes Gehalt fantastisch. Wer 80.000 Euro brutto verdient, sollte doch locker sparen können, oder? Doch nach Steuern, Sozialabgaben, Lebenshaltungskosten und kleinen wie großen Konsumausgaben sieht die Realität oft ganz anders aus.

Die entscheidende Frage lautet:

  • „Wie viel bleibt am Monatsende tatsächlich übrig?“
  • „Und was machst du mit diesem Überschuss?“

Viele sehen nur den Bruttobetrag und freuen sich, wenn dieser hoch ist. Erst nach Jahren merken sie jedoch: Das Einkommen ist gestiegen – der Kontostand aber kaum. Viele kennen ihr Gehalt, haben aber kaum Bezug zu dem Vermögen, das sie aufgebaut haben.


Der unsichtbare Feind: Lifestyle Inflation

Ein Grund dafür ist bekannt und weit verbreitet: Das Phänomen nennt sich Lifestyle Inflation. Dahinter steckt ein einfacher Mechanismus: Sobald dein Einkommen steigt, steigen deine Ausgaben fast automatisch mit.

  • Früher hast du für 800 Euro in einer netten Wohnung gewohnt. Jetzt gönnst du dir eine 1.400-Euro-Wohnung, „weil es drin ist“.
  • Dein altes Auto war solide, aber als Abteilungsleiter möchtest du nicht mit einem Kleinwagen auf den Firmenparkplatz fahren. Es wäre schließlich peinlich, wenn deine Mitarbeiter größere Autos fahren als du.
  • Anstatt eine Ferienwohnung in Italien zu mieten, gönnst du dir ein Luxushotel mit All-inclusive-Verpflegung. Schließlich möchte man nach dem Urlaub nicht sagen, dass man nur zu Hause war. Die Urlaubsgeschichten müssen schließlich erzählt werden – am besten zusammen mit der Summe von vielen Tausend Euro, die der Urlaub gekostet hat.
  • Mit Abos gönnst du dir alles Mögliche. Die paar Euro für Netflix, Spotify usw. sind bei deinem Gehalt doch kein Problem.
  • Du isst auch nur über den Lieferdienst, weil du keine Zeit zum Kochen hast.

Ergebnis: Dein Lebensstandard steigt, aber dein Vermögen nicht.


Karriere, Titel und Statussymbole – warum sie oft eine Falle sind

Viele rackern sich im Job ab, übernehmen Verantwortung, streben Führungspositionen an. Das klingt logisch: mehr Verantwortung = mehr Gehalt.
Doch was passiert in der Realität?

  • Mehr Druck, mehr Verantwortung, mehr Stress – aber auch höhere Ausgaben, um „dazuzugehören“.
  • Gleichzeitig möchte man zeigen, was man hat. Eine ordentliche Wohnung oder ein Haus mit einem gut durchdachten und schön hergerichteten Garten zum Beispiel. Leider hat man selbst dafür keine Zeit und muss Handwerker beauftragen. Und am Ende kosten die wieder Geld.
  • Geschäftsessen, Kleidung, Reisen – all das wird plötzlich „notwendig“, um das Bild des erfolgreichen Managers zu wahren.
  • Luxus und Ausstrahlung sind wichtig. Schließlich möchte man bei Bekanntentreffen gut dastehen und seine Erfolge beim nächsten Klassentreffen auch sichtbar zeigen.

Kurz gesagt: Du verdienst mehr, aber dein Umfeld sorgt dafür, dass du auch mehr ausgibst. Die Lifestyle-Inflation schlägt voll durch.


Psychologie: Warum wir uns selbst austricksen

Das Problem ist nicht nur finanziell, sondern auch psychologisch. Wir Menschen sind Meister darin, uns einzureden:

  • „Ich habe so hart gearbeitet, das habe ich mir verdient.“
  • „Ich gönne mir das jetzt, sonst macht das Ganze doch keinen Sinn.“

Und schon rechtfertigen wir Konsumausgaben, die uns kurzfristig Freude bereiten, aber langfristig jede Chance auf Vermögensaufbau zunichtemachen. Gleichzeitig hat man keine Lust, zu recherchieren, welche günstigen Optionen es beim Konsum gibt. Entweder hat man durch den Job keine Zeit oder man denkt sich, bei seinem hohen Gehalt sei das ja ohnehin drin. Die Wertigkeit von Geld geht verloren.

Die härteste Frage, die du dir stellen kannst, lautet:

Willst du reich aussehen – oder willst du wirklich reich sein?

Ein kleines Gedankenspiel: Als Kind waren 20 oder 50 Euro viel Geld für dich, oder? Es war ein riesiger Betrag, mit dem du geglaubt hast, deine Welt zu verändern (durch ein neues Spielzeug oder was auch immer). Heute denkt man bei einem entsprechenden Gehalt über solche Beträge gar nicht mehr nach.


Warum das System will, dass du Geld ausgibst

Es ist kein Zufall, dass wir in der Konsumfalle landen.

  • Werbung und Social Media pushen den Vergleich: Was hat der Nachbar, was fährt der Kollege?
  • Banken verdienen daran, wenn du Kredite aufnimmst, statt zu sparen. Natürlich kannst du dir mit einem höheren Gehalt auch größere Rückzahlungen leisten. Insgesamt zahlt man jedoch auch deutlich mehr für den Kredit zurück.

Hier erfährst du, warum du nicht über eine Hausbank investieren solltest.

  • Politik und Wirtschaft profitieren davon, wenn du konsumierst, aber nicht, wenn du Vermögen aufbaust. Warum, glaubst du, ist Investieren in Aktien für die meisten Politiker böse? Das Geld soll auf einem Sparbuch liegen, wo man es schnell herausbekommt, wenn man auf etwas hin gespart hat, und in den Konsum stecken kann.

Das System ist so gebaut, dass dein gutes Gehalt anderen mehr bringt als dir selbst.


Zahlenbeispiel: Das Gehalts-Paradox

Nehmen wir einen 35-jährigen Gutverdiener mit einem Bruttoeinkommen von 72.000 Euro (6.000 Euro pro Monat ohne Sonderzahlungen). Mit diesem Gehalt gehört man laut Statistischem Bundesamt bereits zu den obersten 25 %.

  • Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben bleiben etwa 3.600 Euro netto.
  • Wohnkosten: 1.200 Euro.
  • Limousine (Leasing, Versicherung, Sprit): 800 Euro (Beispielrechnung für einen BMW der 5er-Reihe.)
  • Weitere Fixkosten und Lebenshaltungskosten (Medien, Internet, Versicherungen, Gesundheit etc.): 300 Euro.
  • Urlaub, Konsum, Restaurant, Lebensmittel und was sonst noch alles fehlt: 800 Euro.

Rest: 500 Euro pro Monat.

Bei einer Sparrate von 500 Euro und einer Rendite von 5 % bist du nach 10 Jahren bei einem Vermögen von rund 77.500 Euro. Das haut dich wahrscheinlich jetzt nicht vom Hocker, wenn man bedenkt, dass man dafür eventuell 10 Jahre unter massivem Druck gearbeitet hat, oder?

Wenn du wissen willst, was du dir mit deinem Gehalt in deinem Leben ansparen kannst, habe ich einen Artikel zum Thema „Kann man mit Arbeit Millionär werden?” Die bittere Wahrheit” für dich.


Der Unterschied zwischen Einkommen und Vermögen

Reichtum entsteht nicht durch dein Einkommen, sondern durch das, was du beiseite legst und investierst.

  • Langfristig baut jemand mit 3.000 Euro netto, der 1.000 Euro spart und investiert, mehr Vermögen auf als jemand mit 6.000 Euro netto, der 5.500 Euro ausgibt.
  • Das ist die harte Wahrheit: Dein Vermögen wächst nicht mit deinem Gehalt, sondern mit deiner Sparquote und deiner Investment-Strategie.

Viele Gutverdiener sparen zwar aktiv in Aktien oder ETFs, definieren ihren Sparplan aber einmal und passen ihn mit steigendem Gehalt nicht mehr an.

Eine einfache und weit verbreitete Regel ist die 50-30-20-Regel.

  • 50 % des Nettoeinkommens sind für lebensnotwendige Ausgaben (Miete, Lebensmittel, Versicherungen) vorgesehen.
  • 30 % für Freizeit und persönliche Ausgaben (Hobbys, Ausgehen, Reisen).
  • 20 % für Sparen und Investitionen

Das heißt, ein Gutverdiener mit einem Bruttogehalt von 6.000 Euro sollte dieser Rechnung zufolge mindestens 720 Euro pro Monat zurücklegen!


Wie du die Falle vermeidest

Die gute Nachricht: Du kannst etwas tun.

  1. Setze ein klares Limit für Lifestyle
    Wenn dein Gehalt steigt, gönn dir etwas – aber nie im gleichen Verhältnis.
  2. Definiere eine Sparquote
    Ein Beispiel: Mindestens 20–30 % des Nettogehalts gehen immer ins Depot oder in eine andere Sparform. Es reicht vollkommen aus, einmal im Jahr die Sparquote zu checken!
  3. Trenne Status von Selbstwert
    Es bringt dir wenig, reich auszusehen, wenn du mit 60 merkst, dass du nichts hast. Ein gut gefülltes Aktienportfolio gibt dir psychologisch gesehen ein deutlich besseres Gefühl von Sicherheit als ein schwerer 5er BMW. Damit hast du jederzeit die Möglichkeit, dir ohne Finanzierungen größere Anschaffungen zu leisten, wenn du es musst.
  4. Investiere in Vermögenswerte
    Aktien, ETFs, Immobilien oder unternehmerische Beteiligungen – alles, was dir regelmäßige Einnahmen oder Wertsteigerungen bringt. Eine teure angeberische Uhr kann ebenfalls Wertsteigerungen bringen, aber bist du auf diesem Gebiet so weit Profi, dass du das zu 100 % beurteilen kannst?

Fazit

Auch mit gutem Gehalt kannst du arm dastehen – wenn du in die Lifestyle-Falle tappst. Es ist kein Problem, sich Dinge zu gönnen. Aber wenn du dauerhaft über deine Verhältnisse lebst, wirst du finanziell immer abhängig sein und nie wirklich Vermögen aufbauen.

Die große Erkenntnis lautet: Reichtum entsteht nicht durch Einkommen, sondern durch Disziplin, Konsumverzicht und kluge Investments.

Nicht umsonst heißt es beim Thema Vermögensaufbau, dass der größte Hebel nicht die Rendite, sondern vor allem das Gehalt ist. Aber auch das bringt dir nichts, wenn du diesen Hebel nicht nutzt und dein Geld für sinnlosen Konsum ausgibst.

Des Weiteren ist es so, dass ein gewisses Kapitel einfach viele Vorteile gegenüber der Arbeit hat. Wenn du mehr darüber wissen willst, schau dir diesen Artikel an: Warum Kapital dein Gehalt schlägt.

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