Stell dir einen Würfel mit 22 Metern Kantenlänge vor. So groß wäre der gesamte Goldvorrat, der jemals in der Menschheitsgeschichte gefördert wurde. Klingt das wenig? Das ist es auch – wenn man bedenkt, wie viel Vertrauen und Macht sich in diesem einen Würfel aus purem Gold konzentrieren. Letztendlich steht dem ein Wert von ca. 19,13 Billionen Euro gegenüber, den das bisher geförderte Gold ungefähr hat (Goldpreis im Juli 2025: 2.833 €).
Gold ist knapp und begehrt. Es hat sich über Jahrtausende hinweg als ultimatives Wertaufbewahrungsmittel bewährt. Und genau deshalb steigt weltweit das Interesse – nicht nur von Anlegern, sondern auch von einigen Staaten, die ohne große Medienbegleitung massiv Gold kaufen. Warum eigentlich? Was haben sie vor und wie gehen Österreich und Deutschland mit diesem Thema um?
Gerade angesichts der immer höheren Verschuldung, der aktuellen Krisen weltweit, drohender Kriege und anlaufender Konflikte ist das sicher einen Blick wert, denn weltweit finden derzeit große Verschiebungen im Finanzsystem statt, die wir kritisch hinterfragen müssen.
Wie viel Gold gibt es überhaupt?
Um zu verstehen, wie viel Gold jemand besitzt und was man damit machen kann, schauen wir uns zunächst an, wie viel Gold es überhaupt gibt.
- Bis heute wurden weltweit rund 210.000 Tonnen Gold gefördert.
- Jährlich kommen etwa 3.500 Tonnen dazu.
- Die noch verfügbaren, wirtschaftlich förderbaren Reserven werden auf etwa 50.000 Tonnen geschätzt.
Gold ist also extrem begrenzt – und genau das macht es in einem inflationären Fiat-Geldsystem so besonders. Im Gegensatz zu Papiergeld kann es nicht einfach weiter gedruckt werden – die Obergrenze gibt immer der Preis vor. Irgendwann ist es schlichtweg nicht mehr wirtschaftlich, es zu fördern, es sei denn, der Preis steigt in unermessliche Höhen.
Früher war Geld durch Gold gedeckt. Und heute? Wäre das eine Lösung für unser ewiges Gelddrucken?
Bevor wir uns ansehen, wer all das Gold besitzt, erinnern wir uns noch einmal an die Vergangenheit zurück. Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Währung vieler Länder an das Gold gebunden. Im sogenannten Goldstandard konnte man Geld theoretisch gegen physisches Gold eintauschen.
Das änderte sich drastisch:
- 1971 beendete US-Präsident Nixon den Goldstandard, seither sind alle großen Währungen „Fiatgeld“ – also ungedeckt und auf Vertrauen basierend.
- Seitdem explodierten Geldmengen, Schulden – und das Risiko von Währungsabwertungen.
Der Goldstandard wurde vor allem deshalb abgeschafft, weil die USA nicht mehr genügend Gold besaßen, um ihre Schulden zu decken. Der Dollar war überbewertet und das Vertrauen in das System schwand, da viele Staaten ihre Dollars gegen Gold eintauschten. Ein Ausstieg war daher alternativlos.
In den Medien hört man immer wieder, dass ein goldgedecktes Geldsystem uns von der Verschuldung weg und zurück zur Vernunft führen soll. Leider ist das aber nicht mehr realistisch:
- Es gibt nicht genug Gold, um die heutige Geldmenge zu decken. Ein Beispiel: Die Geldmenge M3 im Euroraum (nicht weltweit!) beträgt rund 16 Billionen Euro, demgegenüber stehen eben die bereits erwähnten 19,13 Billionen Euro an Goldwert weltweit – am Ende also nicht genug.

- Um diese Summen zu decken, müsste eine Unze Gold mehr als 100.000 € wert sein. Das System wäre nur mit einer neuen, von Grund auf goldgedeckten Währung realistisch.
- Staaten hätten keinen Spielraum mehr für Kriseninterventionen, Konjunkturprogramme oder Notenbankhilfen – gerade in Krisen würde das System schnell blockieren.
Auch wenn das Gelddrucken zu kritisieren ist und uns viele Probleme bereitet, gibt es Situationen, in denen Maßnahmen erforderlich sind, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Hier habe ich ein Video zum Thema „EZB und Unabhängigkeit”, in dem es vor allem um das Gelddrucken und solche Konjunkturprogramme geht.
Kurz gesagt: Ein Goldstandard zwingt zur Disziplin – aber genau deshalb wird er vom bestehenden System nicht gewollt.
Wer besitzt das meiste Gold? Das große Ranking der Staaten und heimlichen Besitzer
Das heißt, es gibt für Staaten eigentlich keinen Grund mehr, Gold zu besitzen – außer als Wertanlage. Trotzdem kaufen einige Staaten still und heimlich nach. Hier sind die fünf Staaten mit den größten offiziellen Goldreserven (Stand 2024, gerundet):

- USA – 8.133 Tonnen – 740 Milliarden Euro
- Deutschland – 3.352 Tonnen – 305 Milliarden Euro: Die Goldreserven stammen vor allem aus den 1950er bis 1970er Jahren, in denen ein enormer wirtschaftlicher Aufstieg und Exportüberschüsse stattfanden. Die USA zahlten ihre Handelsüberschüsse in Dollar, die die Bundesbank dann bei der US-Zentralbank gegen Gold eintauschte.
- Italien – 2.452 Tonnen – 223 Milliarden Euro
- Frankreich – 2.437 Tonnen – 221 Milliarden Euro
- Russland – 2.333 Tonnen – 212 Milliarden Euro
- China – 2.264 Tonnen – 205 Milliarden Euro
Aber warte mal! Wenn man das alles zusammenzählt, ist das zwar schon etwas, aber bei weitem noch nicht die gesamte Goldmenge, die bisher geschürft wurde. Wo sind die restlichen Billionen?
Laut dem World Gold Council (WGC), der weltweit führenden Quelle für Golddaten, besitzen die Zentralbanken weltweit (Stand: Mitte 2024) rund 36.700 Tonnen Gold. Dies entspricht etwa 17,5 % der gesamten Goldmenge.
Besitzergruppe | Goldmenge (geschätzt) | Anteil am Welt-Gold | Kommentar |
---|---|---|---|
Zentralbanken weltweit | ca. 36.000 Tonnen | ca. 17 % | Staaten, Währungsreserven |
Privatanleger (Barren, Münzen) | ca. 42.000 Tonnen | ca. 20 % | Goldbesitz zur Absicherung / Wertsteigerung |
Goldschmuck | ca. 95.000 Tonnen | ca. 45 % | v. a. in Indien, China, Arabische Welt |
Industrie (Technik, Medizin) | ca. 30.000 Tonnen | ca. 14 % | Smartphones, Elektronik, etc. |
ETFs & Fonds | ca. 7.000 Tonnen | ca. 3-4 % | Physisch hinterlegte Finanzprodukte |

Aber wo ist der Rest:
- Auch Institutionen wie der IWF (Internationaler Währungsfonds) besitzen Gold. Der IWF hat aktuell ca. 2.814 Tonnen in seinen Tresoren. Er hat das Gold vor allem durch Zahlungen der Staaten während der Gründungsjahre als Startkapital oder in Krisenzeiten erhalten.
- Außerdem sind viele Länder sehr intransparent. Es ist möglich, dass die Goldbestände deutlich höher sind. Einige Bestände werden in Fonds oder anderen Konstrukten ausgelagert, um den Besitz zu verschleiern.
- Es gibt große Gold-ETFs (iShares, Xetra-Gold usw.), die das Gold für die Anleger ebenfalls physisch lagern. Sie besitzen das Gold nicht selbst, verwahren jedoch unglaubliche Mengen – teilweise wird von 3.000 bis 4.000 Tonnen ausgegangen.
Wenn du wissen möchtest, auf welche Arten man in Gold investieren kann, habe ich vor einiger Zeit einen Artikel und ein dazugehöriges YouTube-Video erstellt.
Deutschland: Gold heimgeholt – aber nicht alles
Deutschland besitzt die zweitgrößten Goldreserven weltweit. Lange Zeit war das Gold jedoch nicht in Deutschland gelagert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Großteil aus Sicherheitsgründen im Ausland verwahrt.
Mittlerweile werden wieder ca. 50 % in der Zentrale der Bundesbank in Frankfurt am Main gelagert, 12 % der Bestände hält die Bank of England in London und 37 % die Federal Reserve Bank of New York. Österreich hat eine ähnliche Verteilung der Lagerstellen: 50 % liegen bei der österreichischen Nationalbank, 30 % bei der Bank of England und 20 % bei der Schweizer Nationalbank.
Das heißt aber für Deutschland betrachtet: Mehr als 1.200 Tonnen liegen nach wie vor im Ausland. Offiziell, um im Krisenfall liquide zu sein. Kritiker fragen: Gehört es uns wirklich, wenn wir keinen Zugriff darauf haben, und ist es überhaupt noch vollständig vorhanden?

Die Bundesbank versichert, dass die Bestände regelmäßig geprüft und inventarisiert werden. Doch 100%ige Sicherheit gibt es nicht. Sogar Donald Trump wollte während seiner Amtszeit die Goldreserven der USA selbst überprüfen lassen. Wenn sich also ein US-Präsident nicht sicher ist, ob das Gold des eigenen Landes wirklich vorhanden ist – wie sicher kann man sich dann mit dem deutschen Gold bei der Fed sein?
Wer kauft aktuell massiv Gold – und warum?
Hier wird es spannend – und kritisch: Auf der einen Seite gibt es Staaten wie Deutschland und Österreich, die gar keine Lust haben, ihre Goldvorräte aufzustocken. Im Gegenteil: Diese Staaten bauen ihre Bestände sogar ab, indem sie Gold für Münzprägungen verwenden. Andere, teils autoritäre Staaten, kaufen hingegen seit Jahren vermehrt Gold. Einige dieser Staaten sind:
- China
- Russland
- Indien
- Kasachstan
- Türkei
Diese Länder bauen gezielt Goldreserven auf. Warum?
- Misstrauen gegenüber dem US-Dollar
- Absicherung gegen westliche Sanktionen
- Flucht aus dem Fiat-Geldsystem
- Vorbereitung auf neue geopolitische Machtblöcke
- Stärkung der eigenen Währung

Kurz gesagt: Gold wird zur stillen Krisenversicherung – außerhalb des westlich dominierten Finanzsystems.
Auffällig: Diese massiven Goldkäufe der Notenbanken werden in der Öffentlichkeit kaum thematisiert. Weder in der Politik noch in den Leitmedien findet eine ernsthafte Debatte darüber statt. Wenn öffentlich thematisiert würde, dass selbst Staaten dem aktuellen Finanzsystem nicht mehr trauen, könnte das Vertrauen der Bürger in Währungen und Zentralbanken massiv erschüttert werden. Schweigen schützt das System.
Land | Kauft Gold? | Kommentar |
---|---|---|
China | ✅ massiv | Diversifikation, US-Dollar-Abbau |
Russland | ✅ stark | Sanktionen, Unabhängigkeit |
Türkei, Indien | ✅ stetig | Währungsschwäche, Vertrauen |
Deutschland | ❌ nein | Bestände konstant, keine Käufe seit Jahren |
Österreich | ❌ nein | Lagerverteilung geändert, keine Zukäufe |
Was bedeutet das für dich?
Gold ist nicht nur ein Rohstoff – es ist ein politisches Statement. Wenn Staaten, die kritisch gegenüber dem Westen stehen, Gold horten, ist das ein Warnsignal. Es zeigt:
- Das Vertrauen ins System oder bestehende Leitwährungen schwindet
- Alternative Machtzentren entstehen
- Absicherung wird wichtiger als Rendite

Und genau das sollte auch für uns Privatanleger ein Signal sein. Was die jeweiligen Staaten damit genau vorhaben, ist unklar. Auf jeden Fall wollen sie ein Stück Unabhängigkeit erlangen und sich von den westlich dominierten Kapital- und Finanzmärkten lösen. Der Trend ist klar: Die Welt rüstet sich mit Gold gegen ein unsicheres Geldsystem.
„Was, wenn China & Co. eines Tages ein goldgedecktes Zahlungssystem schaffen – und der Westen ohne Absicherung dasteht?“
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