Die 4 größten Lügen über finanzielle Freiheit – und was du wirklich wissen musst

Überall wird über „finanzielle Freiheit“ diskutiert. Die Community ist riesig und weltweit träumen Millionen von Menschen davon, diesem einen großen Ziel näherzukommen. Und ja, die Idee dahinter ist nicht schlecht. Wer würde nicht gern die Kontrolle über seine Zeit erlangen?

Doch genau hier liegt das Problem: Oft werden unrealistische Erwartungen geschürt. Vielleicht hast du schon meinen früheren Artikel gesehen, in dem ich erkläre, warum finanzielle Freiheit für rund 90 % der Menschen schlicht nicht erreichbar ist – vor allem, weil dafür eine extrem hohe Summe notwendig ist.

Heute möchte ich dir etwas zeigen. Das war nur der Anfang. Es gibt weitere große Lügen, die dir oft sehr einfach verkauft werden – und die genau deshalb so gefährlich sind. Wenn du sie erkennst, bist du einen Schritt näher daran, echte Freiheit zu erreichen, und nicht nur eine Illusion und arbeitest nicht jahrelang in die falsche Richtung.


Lüge 1: „Du brauchst passives Einkommen“

Das klingt nach einem Traum: Geld verdienen im Schlaf. Wer würde das nicht wollen? Doch die Realität sieht anders aus. Ein wirklich „passives“ Einkommen gibt es kaum – zumindest nicht so, wie es viele darstellen. Ich habe beinahe jede Möglichkeit, die ich hier aufliste, selbst betrieben oder verfolge sie immer noch.

Fast jede Einnahmequelle erfordert Kapital, Risiko oder Aufwand. Glaube nicht den Social-Media-Spezialisten und Coaches, die dir zeigen wollen, wie du mit null Startkapital und nur wenigen Minuten Aufwand reich wirst. Meistens wollen sie dir nur einen Kurs, ihr Buch oder weitere Dienstleistungen verkaufen.

Hier sind einige Möglichkeiten für passives Einkommen und ihre Schattenseiten:

Dividenden

Die erste Idee ist, über die Jahre ein Aktienportfolio aufzubauen und davon zu leben. Hier gibt es die 4-Prozent-Regel, die besagt, dass man, wenn man nur 4 Prozent entnimmt, sein Portfolio historisch gesehen auch über Jahrzehnte nicht aufbraucht.

In diesem Artikel erkläre ich dir die 4 %-Regel näher.

Wenn es um ein rein passives Einkommen geht, sprechen wir in der Regel von Dividenden, also von laufenden Auszahlungen der Unternehmen, in denen du Aktienanteile besitzt.

Was viele jedoch nicht bedenken: Dividenden können ausfallen. Unternehmen kürzen sie, wenn es wirtschaftlich schlecht läuft.

Vor allem, wenn du dein Portfolio auf Dividendenaktien auslegst, können dir viele Fehler passieren. Unternehmen mit hohen Gewinnausschüttungen haben meist strukturelle Probleme, die langfristig dazu führen können, dass der Unternehmenswert stark sinkt.

Welche Fehler man bei Dividendenaktien machen kann, habe ich in diesem Artikel aufbereitet.

Abgesehen davon, dass man ein riesiges Depot von mehreren hunderttausend Euro braucht, um ordentliche Dividenden zu erhalten, damit sich das Ganze auszahlt.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich dir sagen, dass es zumindest bei mir so ist: Ich freue mich über Dividenden, aber wenn man wachstumsorientiert unterwegs ist, übertrifft die Rendite bei weitem jede Dividendenstrategie.

Immobilien

Seine nächste Idee ist, ein passives Einkommen mit Immobilien aufzubauen. Das ist grundsätzlich eine gute Idee, da man sich so langfristig substanzielle Vermögenswerte schafft, die gleichzeitig auch noch im Wert wachsen.

Da ich selbst auch vermietet habe, kann ich dir sagen: Vermieten hat nicht nur Sonnenseiten. Vor allem, wenn du es auf passives Einkommen auslegst und mehrere Wohneinheiten hast, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, viele Probleme zu bekommen.

Ich spreche von Mietausfällen, Reparaturen, Instandhaltung usw. Einen Mieter bekommt man so schnell nicht raus, wenn er Probleme macht. Dann zahlt man monatelang Betriebskosten und erhält im Gegenzug keine Miete. All das kostet Zeit und Geld und ist das Gegenteil von passiv.

Online-Business

Hier mische ich jetzt die Themen Online-Business und Social Media, weil sie im Grunde die gleiche Problematik haben.

Wenn es erst einmal läuft, ist hier natürlich ein gewaltiger Hebel drin. Aber leider ist es anfangs – und diese Phase kann mehrere Jahre dauern – ein Minusgeschäft.

Für den Aufbau einer lukrativen Social-Media-Präsenz braucht es Jahre (es sei denn, man hat extremes Glück). Auch das Kaufen von Followern macht keinen Sinn, da man keine Community aufbaut, die mit einem interagiert und treu die eigenen Inhalte konsumiert. Es gibt keinen schnellen Weg, um hier erfolgreich zu sein. Es braucht jahrelange Arbeit und auch wenn man es geschafft hat, ist es das Gegenteil von passiv, da man noch viel mehr Zeit investieren muss.

Das gleiche Thema gilt für ein Online-Business, egal ob es sich um Dropshipping oder eigene Webportale handelt. All das muss aufgebaut werden und kostet hunderte Stunden Zeit. Um bekannt zu werden, braucht es riesige Marketingbudgets, weil das Internet schon so groß geworden ist und man nirgendwo kostenlos Werbung machen darf. Ohne ein Werbebudget von vielen tausend, eher zehn, wenn nicht sogar hunderttausend Euro wird man hier nicht schnell in einen lukrativen Bereich kommen.

Das soll jetzt nicht bedeuten, dass man diese Themen nicht angehen kann oder soll – im Gegenteil! Aber ich möchte deine Erwartungen etwas realistischer gestalten: Leider wird einem nichts geschenkt.

Passives Einkommen ist kein Startpunkt, sondern eher eine Belohnung. Wer das umkehrt, läuft Gefahr, auf eine Illusion zu bauen.


Lüge 2: „Freiheit heißt, nie wieder zu arbeiten“

Viele Menschen träumen davon: „Ich möchte nie wieder zur Arbeit gehen, nie wieder den Chef hören, nie wieder morgens früh aufstehen müssen.“ Doch was bedeutet Freiheit wirklich?

Freiheit heißt meiner Meinung nach nicht, nie wieder zu arbeiten. Freiheit heißt, selbst wählen zu können, ob, wie und wann du arbeitest.

Überleg mal: Wie viele Menschen kennst du, die eigentlich schon genug Geld haben, aber trotzdem weiterarbeiten oder neue Projekte angehen? Ich kenne einige. Warum? Weil Arbeit nicht zwangsläufig ein Übel ist. Sie kann Sinn stiften, Struktur geben, soziale Kontakte fördern und dem Leben Bedeutung verleihen.

Was glaubst du, was mit der Welt da draußen passiert, wenn diese „normal” weiterlebt und du den ganzen Tag zu Hause hockst und nervös auf dein Aktienportfolio schaust, weil du davon lebst und nicht mehr arbeitest? Das wird dich verändern und du wirst in deiner Lebensweise immer weiter von Freunden, Bekannten usw. entfernt sein.

Wenn du Freiheit damit gleichsetzt, nie mehr arbeiten zu müssen, setzt du dich selbst unter Druck und verlierst womöglich den Sinn deiner Freiheit. Ich sehe das Thema Freiheit eher darin, dass du z. B. Teilzeit arbeiten kannst, einen weniger stressigen Job annimmst oder generell das Gefühl hast, finanziell gut abgesichert zu sein und dir um dieses Thema keine Sorgen machen zu müssen.

„Freiheit beginnt nicht, wenn du aufhörst zu arbeiten – sondern wenn du arbeitest, ohne Angst vor dem Kontostand.“


Lüge 3: „Nur Millionäre sind wirklich frei“

Eine weitverbreitete Fehleinschätzung lautet: „Solange ich nicht die erste Million auf dem Konto habe, bin ich nicht frei.“

Das stimmt so nicht – und das ist auch gut so. Denn Freiheit hängt weniger vom reinen Kontostand ab als vielmehr vom Verhältnis zwischen deinen Ausgaben, deinem Vermögen und deinem Lebensstil.

Wenn du beispielsweise mit 2.000 Euro im Monat auskommst, benötigst du je nach Entnahmerate und Ansparzeit vielleicht 600.000 Euro Vermögen – weit unter einer Million. Wenn dein Lebensstil aber 5.000 € pro Monat kostet, reden wir über 1,5 Mio. €.

Der springende Punkt ist: Freiheit ist relativ. Du kannst bereits heute einen großen Teil davon erreichen, indem du deinen Lebensstil anpasst und dein Vermögen ins Verhältnis setzt. Es geht nicht darum, Millionär zu werden oder gar nichts zu erreichen, sondern darum, wie deine Ausgaben, deine Sicherheit und deine Perspektive zusammenspielen.

Außerdem ist es so, dass viele Berechnungen zur finanziellen Freiheit von maximalen Sparraten ausgehen, die in eine Ansparform fließen. Was aber, wenn du plötzlich nach zehn Jahren den Drang hast, Eigentum aufzubauen? Dann ist dein Portfolio plötzlich weg, weil du dein Depot in Eigentum umgewandelt hast. Gleichzeitig sparst du dir zwar die Miete, zahlst aber im Gegenzug wieder einen Kredit zurück. All das hat natürlich Einfluss auf deine Fixkosten und kann deinen langfristigen Plan stark verändern.


Lüge 4: „Investieren macht dich reich“

Ja – investieren ist wichtig. Ohne Investieren wirst du es schwer haben, das Spiel der finanziellen Freiheit zu gewinnen. Aber: Investieren allein macht dich nicht automatisch reich.

Was viele unterschätzen:

  • Zeit ist ein entscheidender Faktor. Der Zinseszinseffekt braucht Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte.
  • Startkapital: Hast du schon mal Sprüche von jemandem gehört, der nicht investiert? „Warum musst du denn noch arbeiten gehen, wenn du so brav investierst?” Leider haben viele nicht geerbt und starten ihren Vermögensaufbau bei 0. Es braucht viele Jahre, um sich einen ordentlichen Grundstock aufzubauen. Andere können durch ein Erbe oder andere finanzielle Zuwendungen deutlich später in die Kurve starten.
  • Fehltritte: Wenn man jahrelang investiert, tun sich immer wieder enorme Chancen auf. Die Börse erlebt einen Hype nach dem anderen. Es ist schwer, hier Abstand zu halten und nicht in das Zocken zu verfallen, wenn so viele Chancen auf einen niederprasseln. Und leider kann ein Trade, der ordentlich in die Hose gegangen ist, dich jahrelang zurückwerfen.

Und zuletzt meine persönlichen Gedanken dazu:

Ich selbst habe ein Aktienportfolio mit vielen gut laufenden Unternehmen, die ich zum Teil seit über zehn Jahren halte. Ich habe Jahre damit verbracht, Strukturen aufzubauen und eine gewisse Balance im Portfolio herzustellen, sodass es auch in schwierigen Marktphasen einiges abfedert.

Auf sein Portfolio ist man ab einem gewissen Punkt sehr stolz und muss es bei Nachkaufgelegenheiten nur aufstocken. Aber ich kann mir derzeit nicht vorstellen, einen Teil davon zu verkaufen, höchstens in Einzelfällen.

Wenn ich jetzt von meinem „Aktienportfolio leben” müsste, würde ich mir sehr schwer tun. Außerdem bin ich eher wachstumsorientiert ausgerichtet, was mir deutlich größere Gewinne beschert als eine Dividendenstrategie. Dadurch muss ich aber, wenn ich Gewinne realisieren will, aktiv Aktien verkaufen.

Die Frage, die du dir stellen musst, lautet: Wenn du über Jahrzehnte hinweg ein gut funktionierendes Portfolio aufgebaut hast, bist du dann überhaupt bereit, es „aufzulösen“, wenn du es brauchst? Gerade in Jahren wie dem aktuellen würde ich kein einzelnes Stück verkaufen wollen, wenn es sehr gut läuft.


Fazit

Ich hoffe, dieser Überblick zeigt dir, dass finanzielle Freiheit keine einfache Formel ist, kein Schnellschuss und keine garantiert leichte Reise.

Wenn du meinen Artikel bereits gelesen hast, in dem ich erklärt habe, warum viele ihr Ziel nicht erreichen, weil die Summen schlicht zu hoch sind, dann verstehst du den Rahmen bereits.

Mein persönliches Ziel ist keine finanzielle Freiheit, denn mir ist klar, dass man vieles nicht planen kann. Mein Ziel ist eine gewisse finanzielle Stabilität, Eigentum und ein entsprechendes Aktienportfolio, um auch schwierige Phasen mit genügend Kapital überstehen zu können. Das allein gibt mir die Freiheit im Kopf, die ich brauche.

Von Daniel

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