Stell dir vor: Überweisungen, Bargeldtausch oder der Verkauf von Kryptowährungen – all das wird zentral überwacht. Und das nicht nur von deiner Bank oder deinem Finanzamt, sondern von einer völlig neuen EU-Behörde, die es bisher so noch nie gegeben hat.
Diese Behörde hat offiziell den Auftrag, Geldwäsche zu bekämpfen und Terrorismusfinanzierungen aufzudecken. Die Mittel und Möglichkeiten, die sie dafür erhält, gehen jedoch weit darüber hinaus. Das Brisante dabei ist:
- Fast niemand spricht darüber.
- In den Nachrichten? Kaum zu finden.
- In der Politik? Meist nur Nebensätze in langen EU-Dokumenten.
Aber die Konsequenzen für Dich als Privatperson – und für Dein Geld – sind enorm. Vor allem, wenn man sich in Kombination CRS und den digitalen Euro dazu ansieht.

Diese neue Institution heißt AMLA – Anti-Money Laundering Authority.
- Offizieller Start: in den nächsten Jahren.
- Sitz: Frankfurt am Main.
- Ihr Ziel: Banken, Broker, Kryptobörsen und Zahlungsdienstleister so eng zu kontrollieren, dass keine verdächtige Transaktion mehr unentdeckt bleibt.
Und ja, das betrifft auch dich. Denn bei AMLA geht es nicht nur um „die großen Kriminellen“. Es geht um jeden, der Geld bewegt. Auch um Menschen, die sparen, investieren oder größere Anschaffungen bezahlen möchten.
Wenn du mein Video zum Thema „Finanz-Überwachung 2025: Was das Finanzamt alles über dich weiß – und woher“ gesehen hast, wo ich CRS – den automatischen Konten- und Depotdatenaustausch erkläre, dann weißt du, wie weit die Überwachung schon heute reicht. Durch AMLA wird diese Kontrolle zentralisiert und europaweit vereinheitlicht – und damit noch mächtiger.
Was ist AMLA überhaupt?
Die Anti-Money Laundering Authority ist eine neue EU-Behörde, die als „Superaufsicht“ für Geldwäschebekämpfung dient.
Offiziell soll sie:
- Es sollen einheitliche Regeln für Banken und Finanzdienstleister in ganz Europa geschaffen werden.
- Besonders risikoreiche Institute, wie Kryptobörsen, Zahlungsdienstleister oder Händler mit hohen Bargeldumsätzen, sollen direkt überwacht werden.
- Und im Ernstfall müssen sie auch Strafen verhängen können.
Der Sitz in Frankfurt ist nicht zufällig gewählt – hier sitzen auch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Europäische Bankenaufsicht (EBA).
Das Ziel besteht darin, eine zentrale Kontrollinstanz zu schaffen, die nicht von den nationalen Behörden abhängig ist. So können Informationen schneller ausgetauscht werden, ohne dass tagelange und komplizierte Verfahren erforderlich sind.
Die Vorsitzende, Bruna Szego, wurde durch den Europäischen Rat/die EU-Finanzminister im Januar 2025 ernannt. AMLA ist eine dezentrale EU-Agentur und somit unabhängig. Sie ist weder Teil der EZB noch wird sie direkt von Regierungen gesteuert.
Welche Befugnisse bekommt AMLA?
AMLA ist nicht nur ein „Koordinator“. Sie bekommt echte Macht:
- Direktaufsicht über Banken, Kryptofirmen und Zahlungsdienste mit hohem Risiko (also Kryptobörsen, Wallet-Anbieter und Zahldienste wie PayPal, Wise oder Revolut), damit diese die EU-Geldwäschevorschriften konsequent umsetzen.
- EU-weite Strafbefugnisse bei Verstößen gegen Anti-Geldwäsche-Regeln. Somit kann diese Agentur Bußgelder gegen Finanzinstitute verhängen. Direkte Strafen gegen Anleger selbst sind nicht geplant, das Übernehmen dann die nationalen Behörden.
- Zugriff auf Finanzdaten quer durch alle Mitgliedsstaaten, um ein EU-Kontenregister zu schaffen.
- Standardisierte Meldesysteme für verdächtige Transaktionen – statt nationaler Standards werden einheitliche Meldeformate und -prozesse für verdächtige Transaktionen in allen Mitgliedstaaten definiert
Konkret bedeutet das: Wenn du bei einer Kryptobörse Coins kaufst und dafür hohe Bargeldeinzahlungen tätigst oder Geld ins Ausland überweist, landen diese Informationen eventuell nicht nur bei deiner Bank und deinem Finanzamt, sondern auch bei AMLA. Das heißt, dass auch Auslandskonten, Depots und Wallets weniger sicher sind, als du denkst – waren sie aber durch CRS vorher auch schon nicht.
Das EU-weite Kontenregister – der Adresskalender für dein Geld
Ein oft unterschätzter, aber enorm wichtiger Teil der neuen AMLA-Struktur ist das EU-weite Kontenregister. Schon heute hat fast jedes EU-Land eine nationale Datenbank, in der alle Bankkonten, Depots und in manchen Fällen auch Kreditkartenkonten gespeichert sind.
In Deutschland ist das das Zentrale Kontenabrufverfahren beim Bundeszentralamt für Steuern, in Österreich das Kontenregister beim Finanzministerium.
Darin findest Du keine einzelnen Transaktionen, aber sehr wohl:
- IBAN bzw. Kontonummer
- Name und Adresse des Kontoinhabers
- Art des Kontos (Giro, Depot, Sparbuch, etc.)
- Eröffnungs- und Schließungsdatum
Durch ALMA werden diese Informationen zusammengeführt, sodass Ermittler oder Behörden mit einem konkreten Verdacht mit einer einzigen Anfrage eine Übersicht deiner Konten, auch der im Ausland, abrufen können, ohne vorher in mehreren Staaten Anfragen stellen und mehrere Wochen auf eine Antwort warten zu müssen. Dieses Register soll zwar keine Transaktionen oder Kontostände beinhalten, diese können aber bei einem berechtigten Verdacht nachgefragt werden.
Das ist extrem mächtig. Damit sinkt die Hürde, einzelnen Fällen nachzugehen, immens. Zuvor musste man bei allen Mitgliedstaaten nachfragen, nun geht das in Sekundenschnelle und man erhält einen vollständigen Überblick darüber, wo jemand Geld hortet.
💡 Fazit: Das EU-weite Kontenregister ist kein Live-Überwachungsfeed.
Es ist jedoch wie ein vollständiger Adresskalender aller Bankverbindungen in der EU. In den Händen einer Behörde mit weitreichenden Befugnissen wird es zu einem mächtigen Werkzeug – und genau das wird die AMLA sein.
Der Unterschied zu heute
Viele sagen: „Das ist doch nichts Neues – Banken müssen doch schon heute verdächtige Transaktionen melden.“ Stimmt – aber bisher läuft das national:
- In Deutschland an die FIU (Financial Intelligence Unit).
- In Österreich an die Geldwäschemeldestelle.
Die schnelle Abfrage aller Konten ermöglicht eine deutlich einfachere Nachverfolgung und Überprüfung. Durch die einheitlichen Standards wird dieser Prozess zudem deutlich effizienter.
Bargeld im Visier
Ein weiteres Thema ist, dass Bargeldzahlungen immer seltener werden. In einigen nördlichen EU-Ländern ist das Bezahlen mit Bargeld bereits eine Seltenheit und in vielen Geschäften werden nur noch Kartenzahlungen akzeptiert.
Zudem arbeitet die EZB aktiv an einem digitalen Euro. Es gibt Gerüchte, dass die EZB das Bargeld im Jahr 2027 abschaffen wird, was sie jedoch dementiert.
Meiner Meinung nach muss sie das auch gar nicht tun: Der Lauf der Zeit, die Digitalisierung und auch der digitale Euro werden dazu führen, dass Bargeld von sich aus immer uninteressanter wird. Ein paar Meldepflichten bei größeren Transaktionen, und schon ist auch das überwacht.
Mehr zum Thema „Digitaler Euro” erfährst du in diesem Artikel. Digitaler Euro, Überwachung durch den digitalen Euro.
Krypto – AMLA’s neuer Schwerpunkt
Kryptowährungen stehen ganz oben auf der Liste. Die EU hat mit MiCA (Markets in Crypto Assets) bereits ein Regelwerk geschaffen – AMLA soll es nun überwachen.
Das umfasst.
- Travel Rule: Jeder Transfer ab 1.000 Euro muss Name, Adresse und Kontodaten des Senders und Empfängers enthalten – auch bei privaten Wallets.
- Börsenaufsicht: Kryptobörsen müssen AMLA-Berichte einreichen, ähnlich wie Banken.
- Wallet-Identifizierung: Anonyme Wallets werden faktisch abgeschafft.
Damit wird Krypto in der EU genauso transparent wie ein Bankkonto – vielleicht sogar transparenter.
💡 Aber auch hier gilt: Es gibt keine automatische Meldung der Transaktionen. Verdächtige Transaktionen oder solche über 1.000 € müssen jedoch erfasst und auf Anfrage herausgegeben werden – und das EU-weit einheitlich.
Kritikpunkte und Risiken
AMLA dient offiziell dem Kampf gegen die Finanzierung von Terrorismus, organisierter Kriminalität und Geldwäsche. Doch Kritiker warnen:
Massenüberwachung ohne Verdacht: Millionen Transaktionen unbescholtener Bürger werden bei Finanzdienstleister gespeichert und analysiert. Bei Nachfragen können sie an nationale Behörden herausgegeben werden.
Verknüpfung mit digitalem Euro: Sobald die EU eine eigene digitale Währung einführt, könnte die AMLA direkten Zugriff auf jede einzelne Transaktion haben. Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber je mehr zentral abgewickelt wird, desto einfacher wird der Zugriff.
Fazit und was heißt das für dich?
AMLA wird eine der mächtigsten Finanzaufsichtsbehörden der Welt. Sie wird nicht nur Banken und Unternehmen im Blick haben – sondern jede größere Bewegung von Geld in der EU.
Offiziell geht es um Sicherheit und die Bekämpfung von Kriminalität. In der Praxis bedeutet dies jedoch mehr Überwachung, weniger Anonymität und eine zentrale Datenbank, in der zahlreiche Daten zu unserem Finanzsystem gespeichert werden.
Was bedeutet das für dich?
- Rechne mit mehr Nachfragen von Banken und Zahlungsdienstleistern. Diese werden zukünftig schärfer kontrolliert, ob sie Geldwäsche ordnungsgemäß überwachen.
- Hebe Bargeldbeträge über 10.000 Euro am besten vorab mit Begründung ab – jede Auffälligkeit schlägt am Ende im System an.
- Krypto: Sei auf vollständige Offenlegung vorbereitet – inklusive Herkunftsnachweise! In meinem Artikel „Finanz-Überwachung 2025: Was das Finanzamt alles über dich weiß” habe ich dir bereits beschrieben, wie transparent du heute schon bist. Kryptowährungen sind in Österreich steuerpflichtig und in Deutschland, wenn deine Haltefrist unter einem Jahr beträgt. Sei lieber ehrlich und zahle die Steuern, um später keine Schwierigkeiten zu bekommen!
- Auslandsüberweisungen: Dokumentiere den Grund, um Rückfragen zu vermeiden.
Ob das eine gute oder gefährliche Entwicklung ist, muss jeder für sich entscheiden.
Eines ist sicher: Die finanzielle Privatsphäre in Europa verändert sich gerade grundlegend – und kaum jemand redet darüber.
Egal, ob es sich um CRS, den digitalen Euro oder jetzt AMLA handelt – die Stoßrichtung ist klar. Anonymität war gestern, Transparenz ist heute. Hoffen wir, dass all diese Dinge am Ende auch nutzen bringend sind, die Kriminalität wirklich eindämmen und nicht irgendwann zur Überwachung genutzt werden.
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