Vorsicht vor diesen ETFs – 5 Gründe, warum du bei Themen- und Sektor-ETFs aufpassen musst!

Stell dir vor, du hättest Anfang 2021 10.000 € in einen ETF investiert. Alle reden nur über dieses eine Thema, die Presse überschlägt sich mit Berichten und auf YouTube findest du unzählige Analysen. Die Kurse steigen rasant. Du denkst:

Da will ich dabei sein, aber ich möchte weniger Risiko eingehen und keine einzelnen Aktien kaufen. Ich nehme einen ETF.“ – Unwissender Anleger

Und obwohl die Börse noch monatelang massiv weitersteigt, bist du ein halbes Jahr später bereits im Minus. Jetzt, nach knapp viereinhalb Jahren, hast du die Hälfte deines Geldes, nämlich 5.000 €, verloren – trotz Investment in einen ETF.

Wie kann das sein? Schließlich heißt es doch immer, dass ETFs sicher, breit gestreut und langfristig unschlagbar sind. Und die Börse ist seitdem doch massiv gestiegen!

Viele Anleger lassen sich durch den Erfolg von Klassikern wie dem MSCI World blenden. Dieser Index hat in den letzten zehn Jahren um 200 % zugelegt. In den letzten fünf Jahren waren es 100 %. Eigentlich müssten aus deinen 10.000 € also jetzt 20.000 € geworden sein.

Viele gehen also automatisch davon aus, dass jeder ETF eine ähnliche Performance liefert – oder sogar noch besser abschneiden kann, wenn man sich mehr mit dem Thema beschäftigt und den genau richtigen ETF auswählt.

Doch das ist ein gefährlicher Irrtum. Der ETF, von dem ich am Anfang gesprochen habe, war nämlich kein klassischer Indexfonds, sondern ein Wasserstoff-Themen-ETF, der auf dem Höhepunkt des Hypes aufgelegt wurde. Er zeigt exemplarisch, welche Risiken Privatanleger bei ETFs oft übersehen. Was bei diesem ETF passiert ist, ist nämlich kein Einzelfall, sondern die Geschichte wiederholt sich leider immer wieder.


ETF Risiken im Detail – was Anleger oft vergessen

Die Begriffe „ETF” oder „Fonds” wecken bei vielen Menschen sofort Vertrauen. Doch nicht jeder ETF ist automatisch breit gestreut oder langfristig sinnvoll. Risiken bestehen vor allem dann, wenn in enge Themen oder einzelne Sektoren investiert wird.

Um die Unterschiede deutlich zu machen, lohnt sich ein genauerer Blick auf die typischen Nachteile von ETFs, die bei dieser Art von ETFs besonders stark ins Gewicht fallen können.


Das Timing-Problem bei Themen-ETFs

Die meisten ETF-Produkte werden dann aufgelegt, wenn ein Trend bereits in aller Munde ist. Sobald Schlagzeilen von Wasserstoff, Cannabis, Cybersecurity oder künstlicher Intelligenz dominiert werden, bringen Fondsgesellschaften ein Produkt auf den Markt. Das ist auch logisch, denn am Ende müssen sich solche Produkte rechnen, was bedeutet, dass viele Leute in ein Thema investieren müssen. Da die Anbieter durch die geringen Gebühren bei ETFs nicht besonders viel verdienen, müssen viele Anleger bereit sein, Geld in den ETF zu stecken.

Das Problem: Zu diesem Zeitpunkt sind die Kurse oft schon überhitzt.

  • Die Wasserstoff-ETFs wurden aufgelegt, als Nel ASA und Plug Power bereits um Hunderte Prozent gestiegen waren.
  • Cannabis-ETFs kamen 2020 auf den Markt. Nach einem kurzen Aufstieg ging es fast nur noch bergab.

Das bedeutet, dass Privatanleger genau dann einsteigen, wenn das meiste Wachstum bereits vorbei ist. Am Ende bleibt vom Boom oft nur Ernüchterung. Und das ist kein Einzelfall: Neu aufgesetzte Themen-ETFs kommen immer verzögert, sodass Privatanleger die größten Anstiege verpassen.


Das Konzentrationsrisiko

Ein weiteres großes Risiko ist die mangelnde Diversifikation. Viele Sektor ETF oder Themen-ETFs sind gar nicht so breit gestreut, wie man denkt.

Der MSCI World, der über 1.600 Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Ländern umfasst, ist sehr umfassend. Selbst wenn ein kompletter Sektor schwächelt, können andere die Verluste teilweise auffangen.

Bei Wasserstoff-ETFs und anderen Themen-ETFs sieht es anders aus. Auf justetf.com kannst du ganz einfach nach bestimmten Themen filtern und erhältst eine Übersicht der passenden ETFs. Du siehst dort zum Beispiel, dass Wasserstoff-ETFs deutlich weniger Positionen haben.

Ein extrem schlechtes Beispiel für Diversifikation ist der Global X Hydrogen UCITS ETF USD, der nur 19 Positionen enthält. Allein Plug Power macht fast ein Fünftel des gesamten ETFs aus. Wenn diese Firma schwächelt, fällt der gesamte ETF stark ab.

Diese Stabilität fehlt bei einem Sektor-ETF. Sie sind oft auf wenige Aktien konzentriert und somit extrem anfällig für Schwankungen. Wenn du trotzdem in ein bestimmtes Thema investieren möchtest, achte darauf, dass dein ETF zumindest eine gewisse „Breite” hat, damit einzelne Aktien deine Performance nicht beeinträchtigen können.


Die Performance-Illusion

Auf kurze Sicht können Themen-ETFs spektakulär aussehen. Wer beispielsweise 2020 früh in Wasserstoff- oder Solartitel investiert hat, konnte sein Geld innerhalb weniger Monate vervielfachen.

Aber: Langfristig schlagen die wenigsten Themen-ETFs den Gesamtmarkt.

  • Der MSCI World oder der S&P 500 haben über Jahrzehnte gezeigt, dass sie stabile, positive Renditen liefern.
  • Themen-ETFs dagegen laufen meist einem Trend hinterher, der früher oder später in eine Übertreibung und anschließend in einen Absturz führt.

Studien von Morningstar zeigen: In den letzten 15 Jahren haben nur wenige thematische Fonds ihren breiten Vergleichsindex geschlagen, die Mehrheit lag deutlich zurück. Ein Artikel der Financial Times zeigt dies ebenfalls eindrucksvoll.


Die Kostenfalle

Ein weiteres, oft unterschätztes Problem: die Kosten.

Während du für einen klassischen MSCI-ETF oft nur 0,1–0,2 % TER (Total Expense Ratio) zahlst, liegen Themen- oder Sektor-ETFs oft bei 0,6–0,8 %.

Das klingt nach wenig, aber:

  • Über Jahre hinweg können 0,5 Prozentpunkte Unterschied bei den jährlichen Kosten einiges an Rendite vernichten.
  • Genau diese höheren Kosten treten bei Produkten auf, die ohnehin schon schlechter performen.

Ein Beispiel: Wenn du 10.000 € über einen Zeitraum von 10 Jahren bei einer angenommenen Rendite von 7 % p. a. investierst, dann hast du am Ende 900 € weniger Rendite erzieltnur durch die Gebühren! Bei 20 Jahren sind es schon 3.400 € und bei 30 Jahren fast 10.000 €.


Der systemkritische Spin

Warum gibt es trotzdem so viele Themen- und Sektor-ETFs? Ganz einfach: Weil sie sich gut verkaufen. Leider sind Themen-ETFs häufig nur Marketingprodukte.

Für die Fondsgesellschaften sind sie ein lukratives Geschäft:

  • Hohe Nachfrage durch Trends → viele Anleger springen auf.
  • Höhere Gebühren als bei Standard-ETFs → mehr Einnahmen.
  • Ständiger Nachschub an „neuen Themen“ → die Produktpipeline reißt nie ab.

Aus Anlegersicht heißt das: Du wirst zum Kunden einer Marketingstrategie. Es geht nicht darum, dass du dein Vermögen langfristig schützt, sondern darum, dass die Anbieter möglichst viele Produkte verkaufen.

Ein nüchternes Fazit: Themen- und Sektor-ETFs sind eher Verkaufsprodukte als sinnvolle Investments. Zudem ist es so, dass viele solcher ETFs, wenn das Interesse doch nicht so groß ist oder viele Anleger aussteigen, ein drastisch abfallendes Fondsvolumen aufweisen. Das führt dazu, dass viele ETFs und Fonds nach wenigen Jahren aufgelöst werden. Studien zeigen, dass nur 20 % der Themen-ETFs länger als 15 Jahre existieren!

Wenn du wissen möchtest, was passiert, wenn dein ETF plötzlich verschwindet, lies diesen Artikel.


Fazit: Echte Diversifikation schützt

Was lernen wir daraus?

  • Breite ETFs wie der MSCI World oder der FTSE All World sind solide Basisanlagen, weil sie echte Diversifikation bieten.
  • Themen ETF oder Sektor ETF können dagegen hochriskant sein. Sie können in Boomphasen schnell steigen, stürzen aber auch brutal ab.
  • Das Crash-Risiko ist deutlich höher, weil man neben wenigen Gewinnern auch eine Vielzahl von Verlierern im Portfolio hat.

Wichtig ist auch: ETFs sind kein Allheilmittel. Selbst ein MSCI World kann in einem Crash um 30 % fallen – so wie im Corona-Crash 2020. Der Unterschied ist jedoch, dass er sich in der Regel schneller erholt, da er breit gestreut ist, einen gewissen Vertrauensbonus hat und viele Anleger sofort wieder (oder auch über Sparpläne) investieren. Themen-ETFs können dagegen dauerhaft im Keller bleiben.

Wenn du wissen möchtest, was du sonst noch beachten solltest, wenn du in ETFs investierst, und warum du eventuell nicht investieren solltest (ein kritischer Blick darauf), dann lies diesen Artikel.

Themen- oder Sektor-ETFs können allenfalls eine kleine Beimischung sein. Wenn du wirklich an ein Thema glaubst, kann es in Einzelfällen auch besser laufen als der breite Markt. Sie sollten jedoch nie die Basis deines Depots bilden, wenn es sich um sehr spezielle und begrenzt verfügbare ETFs handelt.

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