Unerwartete Auslöser für den nächsten Börsencrash – 5 mögliche Szenarien

Börsencrashs haben eines gemeinsam: Sie kommen meist überraschend. Im Nachhinein wird zwar oft über Überbewertungen, Zinswenden oder geopolitische Spannungen diskutiert, doch die wirklich heftigen Einbrüche werden häufig durch Ereignisse ausgelöst, mit denen kaum jemand gerechnet hat.

Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Corona-Pandemie: Anfang 2020 gab es keine Blaupause dafür, wie man mit einer globalen Pandemie umgehen sollte. Innerhalb weniger Wochen brach der Flugverkehr zusammen, ganze Volkswirtschaften gingen in den Lockdown und Lieferketten standen still. Die Börsen verloren in Rekordzeit 30 Prozent und mehr – nicht nur aufgrund der unmittelbaren Folgen, sondern auch aufgrund der Unsicherheit über die langfristigen Auswirkungen.

Und genau diese Unsicherheit ist der eigentliche Crash-Treiber: Wenn niemand abschätzen kann, wie sich ein Ereignis entwickeln wird, reagieren die Märkte oft panisch.

Heute werfen wir einen Blick auf fünf Szenarien, die nicht auf den üblichen Crash-Listen zu finden sind, aber das Potenzial haben, die Märkte kräftig durchzuschütteln.


Cyberangriff auf globale Finanzsysteme

Stell dir vor: Du möchtest Geld überweisen, doch deine Bank ist offline. Nicht nur deine, sondern fast alle Banken in Europa oder Nordamerika. Ein koordinierter Cyberangriff auf zentrale Zahlungssysteme wie SWIFT oder Kartennetze wie Visa/Mastercard könnte den globalen Handel innerhalb weniger Stunden zum Erliegen bringen.

Und das ist keineswegs unrealistisch: Bereits heute werden Unternehmen Opfer von Cyberangriffen, die wochen- oder monatelang lahmgelegt werden.

  • Maersk (2017): IT-Systeme weltweit lahmgelegt, Hafenlogistik und Schiffsabfertigung gestoppt. Der Schaden belief sich auf rund 300 Mio. US-Dollar.
  • Sony Pictures (2014): Es kam zu Daten- und Systemsabotage, angeblich durch nordkoreanische Hacker, sowie zur Veröffentlichung vertraulicher Daten. Der Schaden wurde auf 100 Mio. US-Dollar geschätzt.
  • Equifax (2017): Ein Datenleck durch eine ungepatchte Software-Sicherheitslücke führte dazu, dass persönliche Daten von 147 Millionen Menschen gestohlen wurden. Es wurden über 700 Millionen US-Dollar an Entschädigungen und Strafen gezahlt.
  • Merck & Co. (2017): Produktions- und Forschungssysteme lahmgelegt, Impfstoffproduktion beeinträchtigt, Kosten von über 870 Mio. US-Dollar.

Die Folgen dieser und anderer Hacks waren teilweise gravierend: Produktionen wurden wochen- und monatelang beeinträchtigt. Unternehmen sind teilweise über Monate hinweg nicht in der Lage, normal mit Außenstehenden per E-Mail zu kommunizieren, da die Systeme so stark abgeschottet werden müssen.

Stell dir vor, jemand würde es schaffen, ein Bezahlsystem direkt lahmzulegen.

  • Unternehmen können nicht bezahlen oder bezahlt werden → Lieferketten stoppen.
  • Anleger flüchten aus Aktien in Bargeld, Gold oder Kryptowährungen
  • Panikverkäufe, weil niemand weiß, wie lange die Systeme offline bleiben

Der Schaden wäre gravierend und läge im Bereich von mehreren hundert Milliarden, wenn nicht sogar Billionen.


Mega-Vulkanausbruch oder andere Naturereignisse

Wir reden hier nicht von einem Vulkanausbruch, der den Flugverkehr für ein paar Wochen einschränkt. Es geht vielmehr um einen wirklich großen Knall, wie ihn beispielsweise ein Ausbruch des Yellowstone-Supervulkans, einer der größten aktiven Vulkane weltweit, oder eine Serie starker Ausbrüche in Indonesien verursachen würde. Dabei würden tonnenweise Aschepartikel in die Atmosphäre geschleudert.

  • Luft- und Seefracht wird massiv eingeschränkt.
  • Landwirtschaft leidet durch weniger Sonnenlicht → Nahrungsmittelpreise steigen.
  • Globale Konjunktur bremst abrupt, Inflation zieht gleichzeitig an.

So etwas gab es historisch schon einmal: Der Ausbruch des Tambora im Jahr 1815 führte zum „Jahr ohne Sommer“ mit weltweiten Ernteausfällen und Hungersnöten. Ein solches Ereignis würde heute die Wirtschaft binnen Tagen ins Chaos stürzen.

Allein der vergleichsweise kleine Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010 legte den Flugverkehr in Europa für mehrere Tage lahm. Über 100.000 Flüge wurden gestrichen und der wirtschaftliche Schaden belief sich auf über 5 Mrd. US-Dollar. Stell dir vor, ein richtiger Supervulkan bricht aus und die Lieferketten sowie der Personenverkehr brechen langfristig und großflächig zusammen. Auch das könnte zu einem starken Börsencrash führen.


Politischer Schuldenschnitt einer G7-Nation

Geht ein Schwellenland pleite, zucken die Märkte oft nur kurz. Was aber wäre, wenn eine führende Industrienation wie Japan, Italien oder sogar die USA plötzlich verkündet, einen Teil ihrer Schulden nicht mehr bedienen zu wollen?

Ja, einem – nennen wir es mal – entscheidungsfreudigen und oft schwankenden Donald Trump als US-Präsident könnte man eine solch drastische Entscheidung durchaus zutrauen, wenn er sie als politisches Druckmittel einsetzen will.

Ein Beispiel hierfür haben wir bereits nach der Finanzkrise 2008 erlebt, als die Euro-Schuldenkrise die Märkte verunsicherte. Griechenland, Spanien und Italien verzeichneten teilweise massive Rückgänge. Allein der Euro Stoxx 50 verlor rund 30 %, kurz nachdem er sich von der Finanzkrise etwas erholt hatte.

Hier habe ich einen Artikel zum Thema „Börsencrash und Finanzkrise 2008” für dich.

Warum es extrem wäre:

  • Die Finanzwelt geht bislang davon aus, dass G7-Staaten ihre Schulden immer bedienen, notfalls durch Gelddrucken.
  • Staatsanleihen gelten als risikofrei und bilden das Fundament für Bankenbilanzen, Versicherungen und Pensionsfonds. Die Ratings dieser Anleihen sind oft sehr gut und suggerieren eine gute Bonität sowie eine geringe Ausfallgefahr.

Wenn du mehr über das Rating von Staatsanleihen und dessen Vergabe erfahren möchtest, empfehle ich dir meinen Artikel über Ratingagenturen.

Was würde passieren:

  • Bondmärkte brechen ein → Banken und Pensionsfonds geraten unter Druck.
  • Kapital flieht aus der betroffenen Währung → Wechselkurse explodieren.
  • Vertrauen in Staatsanleihen als „sichere“ Anlageform erodiert.

In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Schuldenschnitte. So hat beispielsweise Argentinien bereits 2005 einen Schuldenschnitt von ca. 70 % durchgeführt. Auch Griechenland hat einen Schuldenschnitt durchgeführt, und zwar mit einem Volumen von über 107 Mrd. Euro.

Warum es eigentlich unwahrscheinlich ist: Ein Schuldenschnitt würde den Zugang zu Kapitalmärkten auf Jahre ruinieren. Für ein G7-Land mit eigener Währung ist es oft „einfacher“, über Inflation oder Währungsabwertung zu entschulden, statt offen den Zahlungsausfall zu erklären.

Aber: In einer politischen Ausnahmesituation oder unter einer unberechenbaren Führung kann jedoch auch das Unwahrscheinliche plötzlich Realität werden. Genau das sorgt für einen Crash an der Börse, weil niemand weiß, wie man damit umgehen soll.


KI-Fehlfunktion im Algo-Trading

Heute laufen große Teile des Aktienhandels vollautomatisch über Algorithmus- und KI-gesteuerte Systeme. Diese handeln in Millisekunden, basierend auf komplexen Mustern und Datenfeeds.

Beim Flash Crash am 6. Mai 2010 fiel der US-Aktienmarkt innerhalb von Minuten um rund 1 Billion US-Dollar an Marktkapitalisierung – nur um sich kurz danach wieder zu erholen. Ausgelöst wurde das durch eine Kombination aus fehlerhaften Orders und automatisierten Verkäufen. Damals war das noch eine Mischung aus menschlichen und algorithmischen Fehlern.

Noch schlimmer war der Schwarze Montag, an dem der Dow-Jones-Index um 22,6 Prozent einbrach.

Was heute passieren könnte:

  • KI-Systeme sind viel stärker vernetzt und reagieren schneller.
  • Eine fehlerhafte Dateninterpretation könnte weltweit innerhalb von Sekunden Verkaufswellen auslösen. Eine wahre Kettenreaktion aus automatischen Verkäufen würde ausgelöst werden.
  • Anders als 2010 könnten sich die Kurse nicht so schnell erholen, weil Systeme über Stunden oder Tage blockieren.

Es gibt natürlich Sicherheitsmechanismen, damit Verkaufsorder blockiert werden. Der Schock wäre jedoch riesig und es würde lange dauern, bis das Vertrauen wieder aufgebaut wäre.


Plötzliche Blockade von Schlüssel-Handelsrouten

Fast 90 % des Welthandels laufen über den Seeweg. Wenn strategische Engpässe wie die Straße von Malakka (zwischen Malaysia und Indonesien) oder der Panamakanal blockiert werden, hat das globale Auswirkungen.

Das ist keine Theorie: Beim Ukraine-Krieg 2022 wurden wichtige Häfen im Schwarzen Meer blockiert. Der Export von Getreide aus der Ukraine kam dadurch zeitweise fast vollständig zum Erliegen, was die Preise für Weizen und Mais weltweit in die Höhe trieb.

Beim Ever-Given-Vorfall im Suezkanal im Jahr 2021 war der Seeweg nur sechs Tage blockiert – und trotzdem kam der Welthandel durcheinander. Schiffe mussten weite Umwege um Afrika herum fahren. Der Schaden wurde auf über 9 Mrd. USD pro Tag geschätzt.

Allein eine Blockade der Straße von Malakka, durch die ein Drittel des weltweiten Ölhandels erfolgt, würde tagelange Verzögerungen bedeuten und massive Auswirkungen haben. Die Preise würden steigen und die Inflation würde wieder nach oben schießen.


Fazit

Diese fünf Szenarien sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem, was möglich ist.
Ob Cyberangriffe, Naturkatastrophen oder geopolitische Überraschungen – der gemeinsame Nenner ist Überraschung. Denn Märkte können mit vielem umgehen – aber nicht mit dem Unbekannten.

Auf diese Szenarien kannst du dich nicht richtig vorbereiten. Da böse Überraschungen oft plötzlich und ohne Vorwarnung passieren, macht eine frühzeitige Absicherung wenig Sinn. Du solltest solche plötzlichen Ereignisse aber immer im Hinterkopf behalten. Wenn sie eintreten, ist der Schock für die Börse meist extrem. Das kann dazu führen, dass die Börse über Tage oder Wochen hinweg nur eine Richtung kennt: nach unten.

Wenn du einen Teil 2 mit weiteren Szenarien sehen willst, schreib’s gerne in die Kommentare. Mir sind noch einige Szenarien eingefallen, die den Umfang dieses Artikels gesprengt hätten.

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