Warren Buffetts größte Fehlinvestitionen – und was Du daraus lernen musst

Warren Buffett hat rund 3 Milliarden Dollar verloren.

Nicht mit spekulativen Kryptowährungen. Nicht mit Hebelprodukten. Sondern mit einer Entscheidung, die seinem eigenen Prinzip widerspricht: Er verkaufte in Panik.

Als die Corona-Krise im Frühjahr 2020 die Börsen erschütterte, stieg Buffett komplett aus Airline-Aktien aus – mit einem Milliardenverlust, denn er hatte die Aktien viel teurer gekauft. Kurz danach erholten sich die Kurse jedoch rapide. In einer Ausnahmesituation handelte der „Buy-and-Hold“-Guru selbst wie ein panischer Privatanleger.

Das zeigt, dass selbst ein eingefleischter Profi und die größte Börsenlegende Fehler macht – und das nicht nur ein Mal! In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf.

➡️ Wie selbst der größte Investor unserer Zeit Fehler macht
➡️ Warum diese Entscheidungen passiert sind
➡️ Und was wir daraus lernen können, um es besser zu machen


Fehler 1: Panik statt Buy and Hold – der Verkauf der Airlines

Buffett hatte vor der Corona-Krise massiv in amerikanische Fluggesellschaften investiert, darunter Delta, United, American und Southwest. Insgesamt rund acht Milliarden Dollar. Als die Pandemie im März 2020 jedoch die Weltwirtschaft lahmlegte, zog er die Reißleine. Seine Begründung: Die Geschäftsmodelle hätten sich „fundamental verändert“.

Was Buffett damit auch sagte, war: Er vertraute nicht mehr auf die Erholung der Branche, obwohl genau das seine eigentliche Stärke ist – Geduld und Durchhaltevermögen.

Doch schon im Jahr 2021 hatten sich die Kurse der meisten Airline-Aktien um 60–100 % erholt. Buffett war nicht dabei – und verlor dadurch, dass er zum einen mit Verlust verkauft hatte und die Rally danach verpasste. Insgesamt entstand ein Verlust von 3 Milliarden USD.

👉 Was wir daraus lernen können:

Selbst Buffett reagiert in einer Krise emotional. Das zeigt, wie schwer es ist, rational zu bleiben. Wer langfristig investiert, sollte auch in der Krise Ruhe bewahren und nicht im Tief verkaufen.


Fehler 2: Die Dexter Shoe Company – ein unterschätzter Milliardenverlust

1993 kaufte Buffett die Dexter Shoe Company – damals eine vielversprechende US-Marke. Er glaubte, damit ein stabiles, wachsendes Unternehmen ins Berkshire-Portfolio zu holen. Der Fehler: Er zahlte mit Berkshire-Aktien.

Was damals ca. 400 Millionen Dollar entsprach, hätte er lieber in Cash zahlen sollen. Denn die Firma wurde später wertlos – doch die Aktien, die er dafür hergab, wären heute über 8 Milliarden Dollar wert.

Buffett selbst sagte später:

„Das war wahrscheinlich der schlechteste Deal meines Lebens.“

👉 Was wir daraus lernen können:

Selbst „sichere“ Unternehmen können scheitern.

Eigene Aktien sind ein wertvolles Gut und sollten daher nicht leichtfertig verschenkt werden. Ein Rückkauf muss zu einem späteren Zeitpunkt, wenn alles gut läuft, zu deutlich höheren Kursen stattfinden.


Fehler 3: Tech verpasst – und zu lange gezögert

Über Jahre hinweg ignorierte Buffett die großen Technologiekonzerne. Er stieg nicht in Amazon ein, obwohl das Unternehmen schon ab 2010 eine dominante Marktposition hatte. Auch Google, Meta oder Microsoft hielt er lange für „zu spekulativ“ oder „zu schwer verständlich“.

Dabei war seine Grundhaltung gar nicht falsch:

„Investiere nur in das, was Du verstehst.“

Das Problem ist: Starke Trends an der Börse kann man nicht dauerhaft ignorieren.
Technologie hat sich als langfristiger Wachstumstreiber etabliert und Unternehmen wie Amazon oder Nvidia haben enorme Burggräben aufgebaut.

Buffett gab später selbst zu, dass er Amazon viel früher hätte kaufen sollen, sich aber nicht getraut hat.

👉 Was wir daraus lernen können:

Ja, es ist gut, selektiv zu investieren. Aber:

  • Große Trends wie die Cloud oder KI verändern Märkte dauerhaft. Und Trends können lange andauern, oft über viele Jahre hinweg. Natürlich muss man nicht überall dabei sein, aber wenn absehbar ist, dass ein Geschäftsmodell bestehen bleibt und langfristig alles dominieren wird, dann darf man sich dem nicht verwehren.
  • Wer sie ignoriert, riskiert eine langfristige Underperformance.
  • Auch ein „Value-Investor“ muss sich mit neuen Geschäftsmodellen auseinandersetzen. Es ist zu wenig Diversifikation, sich immer nur mit Nahrungsmittelherstellern, Eisenbahngesellschaften und Banken zu beschäftigen. Jedes Thema hat seine Zeit und seine Zyklen. Wenn die Zeit vorbei ist, muss man seine Perspektiven etwas erweitern.

Fehler 4: Apple – großartig, aber zu groß?

Als Buffett 2016 bei Apple einstieg, wurde er dafür belächelt, gleichzeitig war es aber auch eine Überraschung. Doch der Investment-Case war klar: starke Marke, riesige Kundenbindung, stetiger Cashflow. Buffett hat sich endlich auch einen großen Technologieriesen geschnappt.

Tim Cook ist einer der besten Manager, die ich je gesehen habe. Er hat wahrscheinlich mehr für Berkshire getan als ich.“ – Warren Buffett, Interview CNBC, 2022

Apple wurde zur größten Position im Berkshire-Portfolio – zwischenzeitlich über fast 50 % des gesamten Aktienvolumens. Das hat sich ausgezahlt – bislang.

Doch genau hier liegt das Risiko:

  • Ein Portfolio, das zu stark von einem einzigen Titel abhängt, wird anfällig
  • Wenn Apple unter Druck gerät, leidet der gesamte Berkshire-Kurs

Buffett hat jedoch auch erkannt, dass der Anteil am Portfolio zu groß war, und er hat seine Position mittlerweile wieder auf 25 % Gesamtanteil reduziert. Vermutet wird, dass die hohe Bewertung von Apple im Vergleich zum Gesamtmarkt und die schwierigeren Aussichten aufgrund der geringeren Profitabilität von Apple ausschlaggebend waren.

👉 Was wir daraus lernen können:

Konzentration kann sich lohnen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Selbst die besten Unternehmen sollten nie das gesamte Portfolio dominieren. Wenn man sich bei der Gewichtung nicht mehr wohlfühlt, hat man es möglicherweise übertrieben.

Hier habe ich eine Website gefunden, auf der das Portfolio von Buffett von jemandem getrackt wird. Falls dich das interessiert:


Fehler 5: Zu viel Cash – und verpasste Chancen

Buffett ist für seinen konservativen Ansatz bekannt: Lieber kein Deal als ein schlechter Deal. Das hat dazu geführt, dass er auf einem gigantischen Cash-Berg von aktuell ca. 350 Milliarden USD sitzt – eine Verdopplung seit Ende 2023.

Doch währenddessen liefen Märkte wie nie zuvor:

  • Tech-Aktien vervielfachten sich
  • Der Bitcoin-Preis explodierte
  • Firmenübernahmen, Startups und KI-Unternehmen wuchsen rasant

Buffett schaute zu – aus Überzeugung. Aber auch, weil er angibt, nicht alles zu verstehen. Außerdem ist es laut seinen Aussagen gar nicht so einfach zu investieren, da es schwierig ist, eine so große Summe Geld in den Markt zu bringen. Das Geld liegt aber nicht unverzinst auf einem „Sparkonto”. Ein Großteil davon ist in sogenannten T-Bills, also kurzfristigen US-Staatsanleihen, die derzeit mit satten 4 % verzinst werden, angelegt.

👉 Was wir daraus lernen können:

Zu viel Vorsicht ist ebenfalls ein Risiko, denn es gibt Marktphasen, in denen es Bewertungen gibt, die weit über dem Durchschnitt für Value-Investoren liegen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Mittlerweile sind viele junge Investoren am Markt, die deutlich risikobereiter sind. Das muss man in seine eigenen Bewertungsmethodiken miteinfließen lassen. Sonst bleibt man ewig auf der Seitenlinie und schafft nie den Einstieg in den Markt.


Fehler 6: IBM – ein klassischer Value-Fallstrick

Buffett investierte zwischen 2011 und 2017 rund 10 Milliarden Dollar in IBM – weil er glaubte, das Unternehmen könnte den Wandel zur Cloud erfolgreich schaffen. IBM zahlte gute Dividenden, war „bewährt“ und günstig bewertet.

Doch der Turnaround kam nie. Stattdessen gab es stagnierende Umsätze, wachsende Konkurrenz und fehlende Innovationen. Schließlich verkaufte Buffett mit Verlust und stieg 2018 vollständig aus.

👉 Was wir daraus lernen können:

Nicht jedes „günstige“ Unternehmen ist ein gutes Investment. Der sogenannte „Value Trap“ lauert dort, wo veraltete Geschäftsmodelle mit der Hoffnung auf Erneuerung gekauft werden. Schau deshalb nicht nur auf Kennzahlen wie das KGV oder die Dividende. Ein Turnaround ist sehr kapitalintensiv und es dauert viele Jahre, bis eine Aktie wieder anzieht.

Übrigens: Die IBM-Aktie hat mittlerweile zumindest wieder etwas Fantasie bekommen und ist wieder gestiegen. Leider zu spät für Buffett.

Zum Thema IBM habe ich auch ein Beispiel in einem Artikel über Fehler beim Investieren in Dividendenaktien gefunden.

Auch ich bin schon einmal in eine Value-Trap geraten, und zwar bei der Intel-Aktie. Mehr dazu erfährst du hier.


Fazit: Buffett ist genial – aber eben auch menschlich

Warren Buffett ist zweifellos einer der größten Investoren aller Zeiten. Ich habe höchsten Respekt vor ihm und seinem Lebenswerk.

Seine Fehltritte und Fehleinschätzungen zeigen jedoch, dass auch er nur ein Mensch ist.

  • Entweder ist man zu vorsichtig, weil man Angst hat, sich die Finger zu verbrennen.
  • Manchmal ist man auch zu optimistisch und verliebt sich sogar in eine Aktie.
  • Oder man fühlt sich bei einem Unternehmen zu sicher.

Was ich aus der ganzen Thematik mitnehme: Man sollte nicht verzweifeln, wenn man selbst mal danebenliegt, denn das ist selbst Warren Buffett schon mehrfach passiert. Solange man sein Portfolio breit aufgestellt hat und nicht alles auf eine Karte setzt, kann man sich den einen oder anderen Fehltritt erlauben.

Hier gibt es einen Artikel zum Rücktritt von Warren Buffett.

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