Was macht die Bank mit meinem Geld?

Unsere Großeltern haben ihr Geld noch unter der Matratze versteckt – sie hatten aufgrund vergangener Krisen oder Kriege kein Vertrauen. Das ist Geschichte, denn die heutige Gesellschaft vertraut den Banken wieder etwas mehr und legt ihr Geld dort vermeintlich sicher an.

Aber ich habe schlechte Nachrichten für dich: Die Bank hat dein Geld nicht, wenn du es ihr gibst. Die Bank verwahrt das Geld nämlich nicht einfach. Sie gibt es weiter und wirtschaftet sehr aktiv damit. Sie verleiht es. Sie arbeitet damit. Am Ende ist es – ganz real – nicht mehr da.

Was das konkret bedeutet, warum es so ist und welche Risiken das mit sich bringt – genau darum geht es in diesem Artikel. Wenn du größere Bargeldbeträge hast, dann habe ich hier einige Hintergrundinformationen für dich, die du unbedingt kennen solltest.


Die Bank gibt dein Geld sofort weiter

Was dir vielleicht nicht klar ist: Sobald du Geld auf ein Konto einzahlst, verleihst du es rechtlich gesehen an die Bank.

Ein möglicher Verwendungszweck dieses Geldes ist dir wahrscheinlich bekannt:
Die Bank nutzt es, um Kredite zu vergeben, etwa an:

  • Häuslbauer 🏠
  • Unternehmen 💼
  • Konsumenten 🛍️

Dabei behält sie nur einen kleinen Teil als Reserve und hinterlegt sie bei der Zentralbank (teilweise beträgt sie nur 1 % oder sogar noch weniger – die sogenannte Mindestreservepflicht) – den Rest bringt sie wieder in Umlauf. Dieses Prinzip nennt sich Fraktionalreserve-System.

Was auf den ersten Blick logisch klingt – „Das Geld muss ja irgendwo herkommen“ – hat in Wahrheit massive Folgen:

Das funktioniert so: Wenn die Bank einen Kredit vergibt, schreibt sie dem Kreditnehmer den Betrag einfach auf dem Konto gut. Dieses sogenannte Giralgeld ist kein Bargeld und stammt auch nicht direkt von Sparern oder der EZB – es wird rein digital durch einen Buchungssatz bei der Bank erzeugt.

Heißt im Klartext: Wenn du 10.000 € einzahlst, verbessert das die Liquiditätslage und Bilanz der Bank – und auf dieser Basis kann sie ein Vielfaches an neuen Krediten vergeben, ohne dass dieses Geld vorher real vorhanden war.


Du bekommst kaum Zinsen – die Bank macht trotzdem Gewinn

Wenn man sich das alles durchdenkt, dann hat man das Gefühl, dass das Geld bei einer Bank liegt, die selbst eigentlich nichts besitzt und bei einer größeren Anzahl an Kreditausfällen relativ schnell pleitegeht. Wenn ein Kredit nicht mehr zurückgezahlt werden kann, muss die Bank den Ausfall abschreiben. Schließlich wurde das Geld in das System eingebracht und muss so wieder „entfernt” werden.

Trotz dieses Risikos, dass du der Bank quasi dein Geld leihst, erhältst du nur sehr geringe Zinsen. Oft sinken die Zinsen deutlich schneller, als die EZB den Einlagezins senkt, und bei normalem Tagesgeld bist du mittlerweile schon größtenteils wieder unter 2 %.

Die Bank hingegen verleiht dein Geld weiter zu deutlich höheren Zinssätzen:

  • Konsumkredite: 5 – 8 %
  • Dispokredite: über 10 %
  • Baufinanzierungen: 3 – 5 %

Die Differenz – die sogenannte Zinsmarge – ist ihr Gewinn.

Das bedeutet: Die Bank arbeitet mit deinem Geld und verdient daran – Du bekommst dafür so gut wie nichts. Und das Ganze ist noch stark gehebelte, weil sie dein Geld nur als kleine Sicherheit verwenden.


Du bist kein Eigentümer mehr

Ein weiteres Detail, das oft übersehen wird: Wenn du Geld auf ein Bankkonto überweist, gehört es dir rechtlich nicht mehr.

Du gibst der Bank sozusagen einen Kredit – und wirst zu ihrem Gläubiger. Wenn also die Bank insolvent wird, stehst du hinten in der Schlange – zusammen mit anderen Gläubigern.

Zwar gibt es in der EU eine Einlagensicherung bis 100.000 €, aber:

  • Diese Summe gilt pro Bank und Person.
  • Und sie funktioniert nur, solange nicht zu viele Banken gleichzeitig Probleme haben.
  • Bei einer echten Finanzkrise reicht der Sicherungsfonds bei weitem nicht aus.

Zum Thema Einlagensicherung und deren Reichweite wird es bald einen eigenen Artikel geben.

Spätestens seit der Finanzkrise 2008 wissen wir: Banken können pleitegehen. Und das schneller, als viele denken.

Damals mussten Staaten mit Milliardenbeträgen eingreifen, um das System zu stabilisieren – Am Ende sind es wieder Steuergelder.

Es geht sogar noch schlimmer: Heute gilt in der EU das sogenannte „Bail-in“-Prinzip: Bevor der Staat hilft, werden erst:

  • Aktionäre,
  • Anleihegläubiger
  • und Kunden (!) mit größeren Vermögen

zur Kasse gebeten.

Es gab bereits einige Bail-in-Fälle: 2013 in Zypern und Slowenien, 2015–2017 in Italien sowie 2017 in Spanien. Dabei waren teilweise Aktionäre und nachrangige Darlehen betroffen, aber auch Einlagen von über 100.000 Euro während der Schuldenkrise in Griechenland. Es verloren Sparer teilweise 47,5% ihres Guthabens!


Banken investieren mit deinem Geld

Neben der klassischen Kreditvergabe investieren Banken auch selbst – zum Beispiel in:

  • Wertpapiere
  • Anleihen
  • Immobilienprojekte
  • Derivate
  • Unternehmensbeteiligungen

Das können sinnvolle Investments sein – aber auch hochriskante Spekulationen.
Und wenn’s schiefgeht? Dann bist du als Kunde eben auch betroffen. Nicht direkt – aber über die Stabilität der Bank, die dein Geld verwaltet. Und auch einen Teil deiner Einlagen für den Kauf von Wertpapieren verwendet.

Laut Monatsberichten der Deutschen Bundesbank hielten deutsche Banken rund 2,3 Billionen Euro an Wertpapieren in ihren Bilanzen (davon über 1,6 Billionen € in Schuldverschreibungen, also Anleihen)

Die letzten Monatsberichte findest du unter diesem Link.


Nur ein kleiner Teil des Geldes existiert überhaupt

Selbstverständlich kannst du im Krisenfall sofort zum Bankomaten oder zum Schalter gehen und dein Geld abheben. Aber: Nur rund 10 % des Geldes in der Eurozone existiert physisch als Bargeld. Der Rest ist sogenanntes „Buchgeld“ – also digitale Zahlen auf einem Bildschirm.

Nur weil du auf deinem Konto 5.000 € siehst, heißt das nicht, dass dieses Geld irgendwo in einem Tresor liegt. Es bedeutet lediglich, dass die Bank dir verspricht, dir dieses Geld auszuzahlen, wenn du es verlangst. Aber sie hat es nicht wirklich.

Das aktuell im Umlauf befindliche Bargeld,
Das aktuell im Umlauf befindliche Bargeld, laut Wikipedia.

Fazit: Die Bank ist kein Tresor

Was bleibt, ist ein realistischer Blick:

Dein Bankkonto ist kein Safe. Es ist ein Werkzeug der Bank, um Geld zu machen – nicht für dich, sondern für sie.

Wenn du das verstanden hast, kannst du bewusster entscheiden, wie du mit deinem Geld umgehst. Denn wer glaubt, sein Geld sei bei der Bank „sicher“, vertraut auf ein System, das bei genauem Hinsehen alles andere als sicher ist.

Die Bank nutzt dein Geld, um Kredite abzusichern. Damit verdient sie Geld und schafft neues Geld aus dem Nichts. Im Ernstfall kann es sogar einfach weg sein.

Wie an der Börse ist es daher wichtig, eine gewisse Diversifikation zu haben. Das heißt, wenn du größere Bargeldsummen hast, solltest du sie auf mehrere Institute verteilen. Auch wenn die Einlagensicherung je Bank gilt, deckt sie keine Pleite einer größeren Bank ab. Durch die Aufteilung auf mehrere Banken bekommst du im Ernstfall eventuell mehr vom Kuchen ab.

Ungeachtet dessen stellt sich die Frage, was du mit größeren Bargeldbeträgen machst, die nur der Inflation ausgesetzt sind. Investiere dein Geld (abgesehen von deinen Notgroschen) zum Beispiel in Aktien oder Edelmetalle. Bei Aktien ist dein Geld deutlich sicherer, da sie als Sondervermögen gelten – im Falle einer Pleite deiner Bank oder deines Brokers.

Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel zum Thema „Broker pleite”.

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