Stell dir vor, du hast 50.000 € in deinem Depot – voll investiert in Aktien.
Die Kurse laufen super, dein Portfolio sieht grün aus. Dann passiert’s: Der Markt kracht innerhalb weniger Tage plötzlich um 20 % ein. Du willst die Gelegenheit nutzen und günstig nachkaufen… aber da ist ein Problem: Du hast kein Cash übrig. Alles steckt im Markt. Kein Spielraum, keine Flexibilität – und ausgerechnet jetzt gibt’s Schnäppchen.
Genau in solchen Momenten taucht immer wieder ein Begriff auf, den man zwar häufig hört, der aber meiner Meinung nach viel zu dogmatisch behandelt wird: die Cashquote. Auch viele Finanz-Influencer beschreiben regelmäßig, welche Cashquote sie haben und was sie aktuell für richtig halten.
Spoiler: Das wird jetzt kein Artikel, in dem ich dir sage, dass du eine Cashquote von 17,635855 % halten sollst – denn das, finde ich, ist völliger Quatsch! Mehr dazu später …
Was bedeutet überhaupt Cashquote?
Die Cashquote beschreibt den Anteil deines investierbaren Geldes, den du nicht investiert, sondern als Barreserve hältst – also einfach gesagt: wie viel Prozent deines Vermögens auf dem Konto, oder zum Beispiel auf deinem Wertpapierdepot, liegt und nicht im Markt arbeitet.
Wenn du zum Beispiel ein Depot mit 50.000 € hast und davon 10.000 € in Cash hältst, liegt deine Cashquote bei 20 %.
Aber sofort stellen sich mehrere Fragen:
- Sollte ich wirklich so viel Geld ungenutzt herumliegen lassen?
- Was bringt mir das, wenn ich damit keine Rendite mache?
- Oder hilft es mir, ruhiger zu schlafen – und im richtigen Moment zuzuschlagen?
- Und wie hoch sollte meine Cashquote den sein?
Die Argumente für eine Cashquote
Auch wenn man mit Bargeld keine Dividenden bekommt oder Kursgewinne erzielt, gibt es gute Gründe, warum viele Anleger bewusst einen Teil ihres Geldes als Cash halten:
✅ Flexibilität in der Krise
- In Crashs oder bei starken Rücksetzern kannst du günstig nachkaufen, ohne vorher etwas verkaufen zu müssen.
- Beispiel: Im Corona-Crash 2020 fielen viele Qualitätsaktien um 30–40 % – wer da Cash hatte, konnte billig einsteigen.
✅ Emotionale Kontrolle
- Eine Reserve beruhigt – man ist weniger gezwungen, panisch zu verkaufen.
- Wer weiß, dass er „Munition“ auf der Seite hat, trifft oft rationalere Entscheidungen.
Was spricht gegen zu viel Cash?
Ganz einfach:
🟠 Inflation frisst dein Geld auf.
🟠 Du verpasst potenzielle Kursgewinne.
🟠 Und langfristig ist „im Markt sein“ fast immer besser als „auf den perfekten Moment warten“.
Hier habe ich einen Artikel zum Thema „Börsenweisheiten”, in dem es unter anderem auch um „Time in the Market” geht.
Die durchschnittliche Inflation liegt bei 2–3 %, aktuell sogar darüber.
Wenn du 10.000 € zwei Jahre auf dem Konto liegen lässt, verliert das Geld real schnell 400–600 € an Kaufkraft – ohne dass du etwas falsch gemacht hast.
Also… wie hoch sollte die Cashquote sein?
Ich sag’s dir ehrlich:
Ich halte nichts von starren Regeln wie „immer 20 % Cash halten“ oder „nie unter 10 % gehen“.
Das ist mir zu dogmatisch.
Meine persönliche Strategie ist dynamisch:
- In normalen Marktphasen oder günstigen Bewertungen bin ich fast voll investiert – Cashquote unter 5 %.
- Wenn der Markt jedoch überhitzt wirkt – also viel Gier, viele Hype-Themen, hohe Bewertungen – kaufe ich einfach weniger.
- Ich verkaufe nichts, aber ich baue so automatisch eine Cashposition auf. Aber ohne dabei eine bestimmte Quote im Kopf zu haben.
- Ich trenne nicht so stark zwischen der Cashquote für Investitionen und dem normalen Notgroschen, den ich ohnehin in bar halte. Durch den verringerten Nachkauf (außer der regelmäßigen Sparpläne) und den laufenden Cash-Überschuss steigen meine Barmittel einfach an. Wenn es wieder Zeit zum Kaufen ist, investiere ich den Betrag, der über meinem „Notgroschen” hinausgeht, an der Börse – unabhängig von irgendwelchen Prozentsätzen.
Das bedeutet: Ich entscheide situationsabhängig, nicht nach Quote.
Woran erkenne ich „Gier im Markt“?
Ein paar Indikatoren, die ich persönlich beobachte:
📈 KGVs stark über dem historischen Schnitt
📱 Aktien in aller Munde (Social Media, Bekannte erzählen von 10x-Performances)
😱 Angst-Gier-Indikator (z. B. CNN Fear & Greed Index) auf Extremwerten – Hier habe ich einen entsprechenden Artikel erstellt.
🚀 Viel IPOs, Meme-Stocks, „schnell reich“-Mentalität
Wenn ich solche Signale sehe, werde ich vorsichtiger. Nicht panisch – aber abwartend. Ich investiere zwar in zwischenzeitliche Korrekturen, halte mich mit größeren Investitionen aber zurück. Das weicht jetzt allerdings vom Thema ab. Dazu wird es bald einen eigenen Artikel geben.
Was tun mit dem Cash?
Selbstverständlich sind die Themen Inflation und Geldentwertung relevant. Daher ist es ratsam, das Geld auf einem Tagesgeldkonto zu parken, um zumindest einen Teil der Inflation auszugleichen. So ist es relativ rasch verfügbar, wenn es notwendig ist. Bei bestimmten Neobrokern wird dir der EZB-Einlagenzins teilweise direkt weitergereicht. Das heißt, du kannst einen Teil davon direkt parken.
Und mal ganz ehrlich: Man muss nicht alles bis ins letzte Detail optimieren. Wenn die Inflation über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren einen Teil deiner Cashreserve „wegknabbert”, ist das nicht so schlimm. Wenn du in schwachen Marktphasen genügend „Munition” hast, um stark nachzukaufen, hast du das an zwei bis drei starken Börsentagen wieder reingeholt.
Mein Fazit zur Cashquote
Wenn man es richtig nutzt, ist Cash keine Renditebremse. Vergiss starre Quoten und handle mit Hausverstand: Überschlagen sich die Börsen vor Euphorie und sind die Aktien extrem hoch bewertet, fahre deine Käufe einfach zurück und stocke deinen Cashbestand auf. Der Vorteil dabei ist, dass diese Gierphasen oft relativ lange dauern, nämlich über mehrere Monate, oder Jahre, hinweg. So hast du genügend Zeit, um wieder Cash aufzubauen. Denn es ist nicht die Frage, ob eine Korrektur kommt, sondern wann.
Wie gehst du das Thema Cashquoten an? Hast du eine feste Quote oder entscheidest du das flexibel? Schreib es mir gerne unten in die Kommentarfunktion!
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