Auch wenn sich hier alles um das Thema Finanzen und Investieren dreht, möchte ich jetzt nicht mit großen Investmentgewinnen prahlen, sondern dir in diesem Artikel meine größten Verluste beschreiben, die ich mir bisher geleistet habe. Langfristige Gewinne kann fast jeder erzielen, es geht vor allem darum, große Verluste zu vermeiden, um seine Performance nicht zu gefährden.
Auch wenn alle Fehlschläge auf die gesamte Portfoliogröße gesehen überschaubar waren, haben sie mich dennoch geärgert, weil ich eine relativ klare Strategie verfolge und mir trotzdem hin und wieder Investitionen erlaube, die nicht hätten sein müssen. In diesem Artikel nehme ich dich mit auf meine persönliche Achterbahnfahrt: Vier meiner größten Fehlschläge bei P2P-Krediten, Kryptowährungen und Aktien – und die Lehren, die ich daraus gezogen habe.
P2P-Kredite: Diversifikation wird zum Bumerang
Anfang 2021, mitten im großen Börsen-Run, wollte ich mein Depot breiter aufstellen und steckte mehrere Tausend Euro in P2P-Kredite. Osteuropäische Projekte warben mit bis zu 20 % Rendite, österreichische Plattformen lockten mit 7 %. Klingt verlockend, oder? Natürlich wusste ich, dass hohe Renditen auch ein hohes Risiko bedeuten, aber nachdem ich einige kurzfristige Investitionen getätigt und mein Geld zurückbekommen hatte, war ich bereit, mehr zu investieren.
Doch kaum ein Jahr später läutete die Europäische Zentralbank die Zinswende ein – und der Immobilienmarkt kippte. Ich hatte nur einige Monate vor den ersten Zinserhöhungen investiert.
Ein interessanter Artikel über Zinsen und die EZB.

Interessanterweise lief es nicht bei allen Plattformen gleich schlecht:
- Hochverzinsliche Darlehensprojekte zahlten überraschenderweise planmäßig zurück.
- Bei großen Anbietern mit Zweitmarkt konnte ich erste Warnsignale (ausbleibende Rückzahlungen) nutzen, um vorzeitig unter Wert zu verkaufen und größere Verluste abzuwenden.
Der größte Patzer: Rendity
Meine größte Enttäuschung war die österreichische Plattform Rendity. Trotz nur rund 7 % Rendite wurden 12 meiner insgesamt 12 Projekte überhaupt nicht zurückgezahlt. Monatelang gab es nur spärliche Updates, und durch die nachrangige Struktur war an eine Rückzahlung kaum zu denken.
- Investiert: ca. 6.000 € über alle Plattformen
- Erhaltene Zinsen: ~ 400 €
- Netto-Verlust: ca. 2.000 €
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Diversifikation bedeutet nicht in alle möglichen Assetklassen investieren zu müssen! Mir gefiel damals die Idee, einen Teil meines Portfolios nicht aktiv zu managen und auch teilweise in österreichische Projekte zu investieren, da das klassische weltoffene Aktienportfolio meist relativ US-lastig ist.
Enttäuschenderweise haben gerade die österreichischen und deutschen Plattformen am meisten versagt (Rendity, HomeRocket) und alle Plattformen in Lettland oder Estland (Mintos, Crowdestor) haben mir keine Probleme bereitet. Ich persönlich werde nie wieder in P2P-Kredite investieren, da mir die Kapitalbindung ohnehin nicht zusagt.
Hype-Investment: Decentraland & The Sandbox
Nach erfolgreichen Bitcoin‑ und Ethereum‑Trades lockte mich der Metaverse‑Hype: Meta kündigt enorme Pläne an, virtuelle Welten sollen die Zukunft sein. Ende November 2021 kaufte ich Decentraland (MANA) und The Sandbox (SAND) – knapp am Allzeithoch. Ich wusste, dass es nur ein Hype war, weil die Technologie selbst noch nicht ausgereift genug war. Aber nach dem Run auf Bitcoin und Etherium, die ich Gott sei Dank damals auch verkauft habe, dachte ich mir, ich nehme ein bisschen Spielgeld und spiele mit.

Kurz darauf kam es zu einer starken Korrektur der wichtigsten Kryptowährung Bitcoin. Die Kurse alle Kryptos fielen, und ich verließ den Zock mit diesen beiden Coins mit 30 % Verlust, als ich am 7. Januar 2022 meine Positionen schloss.
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Ich habe damals mit einem sehr kleinen Einsatz (500€) investiert, weil ich spielen wollte. Der Verlust war insgesamt sehr gering, aber es ärgert mich trotzdem, weil es einfach unnötig war, in so ein Hype-Thema zu investieren.
Intel‑Aktie: Der Glaube an den Turnaround
Anfang 2022 war ich überzeugt, dass Intel endlich den großen Turnaround schaffen würde. Insgesamt hat Intel trotz einiger geplanter Investitionen noch Milliarden verdient und ich bin mit insgesamt (mit mehrmaligen Nachkäufen) bis zu 5.000 € eingestiegen. Ich glaubte an den Turnaround und die extrem niedrigen Bewertungen mit KGVs von teilweise nur 6 im Vergleich zu KGVs von 50 und mehr bei AMD waren meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt.
Im April 2024 gelang mir der rettende Glücksgriff: Nach über einem Jahr Kursanstieg verkaufte ich meine Aktien in Summe sogar mit etwas Gewinn. Nach einem starken Kursrückgang und nachdem sich die Aktie wieder erholt hatte, dachte ich, ich spekuliere weiter auf den Turnaround und investierte wieder etwas, doch im Juli 2024 kam der Rückschlag – enttäuschende Zahlen, geplante Milliardeninvestitionen und eine Gewinnwarnung ließen den Kurs einbrechen. Ich habe die Reißleine gezogen und den Rest verkauft.

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In Summe war mein Verlust hier auch überschaubar und lag bei ca. 1000€. Was mich hier aber sehr ärgert ist, dass ich hier fast 2,5 Jahre Kapital gebunden habe und mich zu sehr von meiner Strategie, auf die Bilanzen zu schauen und in günstige Unternehmen zu investieren, habe blenden lassen. Ein niedriges KGV ist nicht alles, auch wenn es Chancen auf einen Turnaround gibt, muss man immer die Marktstimmung berücksichtigen. Wenn sich einfach niemand für eine Aktie interessiert oder das Sentiment schlecht ist, dann macht es einfach keinen Sinn, in diese Aktie zu investieren, egal wie sehr man an sie glaubt.
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Intel wieder aufholen kann und hat unter anderem interessante Firmenbeteiligungen und auch Forschung zum Thema Quantencomputer. Aber solange hier nicht eindeutig positive Signale und eine positive Stimmung vorherrschen, meide ich diese Aktie.
Mehr zum Thema Quantencomputer.
Shopify: Sympathie statt Strategie
Mitte 2021 stieg ich bei Shopify ein – ein Unternehmen, das für viele das „neue Amazon“ sein sollte. Als der Kurs Ende 2021 fiel, lag ich dreimal nach, weil ich so sehr an das Geschäftsmodell glaubte und die Plattform sympathisch fand. Die Bewertung war damals hoch, aber das Gewinnwachstum und die allgemeine Wachstumsrate von Shopify waren beeindruckend und rechtfertigten zum Teil den anfänglichen Kursanstieg.

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Emotionales Verliebtsein in eine Aktie kann teuer werden. Jede Nachkauf‑Entscheidung sollte auf einer erneuerten, soliden Investment‑These basieren – nicht nur auf Sympathie. Im Gegensatz zu den anderen Fehltritten habe ich hier nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen und erst Mitte 2022, nahe dem Tiefpunkt, verkauft. Das war prozentual der größte Verlust, den ich je gemacht habe. Die Geschichte rund um Shopify geht aber noch weiter, was thematisch in ein Folgevideo passen würde.
Fazit und Learnings
Obwohl die absoluten Beträge in Relation zu meinem Gesamtdepot nicht gigantisch waren, tun fehlgeschlagene Investments immer weh – vor allem, wenn du erkennst, dass viele Verluste vermeidbar gewesen wären. Jeder dieser Rückschläge hat mich jedoch eines gelehrt:
- Strikte Risikoparameter setzen
- Investment‑These regelmäßig validieren, nicht alles ist in Stein gemeißelt (Bilanzzahlen sind nicht alles)
- Keine emotionale Verstrickung eingehen, rechtzeitig aussteigen, wenn der Trend gegen einen läuft
Glücklicherweise gibt es im Gegensatz dazu viele Investitionen, die ich getätigt habe und die sehr gut gelaufen sind. Bei einigen Aktien habe ich frühzeitig erkannt, dass die Aktie auf dem absteigenden Ast ist und konnte so rechtzeitig Gewinne mitnehmen und aussteigen. Ich plane ein Video / einen Artikel darüber, wie man solche Situationen erkennen kann.
In Planung ist auch ein Video über meine größten verpassten Gewinne und vielleicht auch über meine am besten gelaufenen Positionen im Depot!
Wichtig ist aber am Ende, dass man sich nicht nur mit seinen Gewinnen beschäftigt, sondern sich immer wieder kritisch hinterfragt und auch Verlusttrades aufarbeitet, um Fehler nicht zweimal zu machen.
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