Du liest immer wieder davon: Die Deutschen besitzen ein gigantisches Vermögen – rund 9,3 Billionen Euro an Geldvermögen, dazu noch Billionen in Immobilien und Betriebsvermögen. Auf dem Papier klingt das nach Wohlstand pur. Doch wenn du dich in deinem Alltag umschaust, stellst du dir vielleicht auch die Frage: Wo ist all dieses Geld? Warum kämpfen so viele mit steigenden Preisen, hoher Miete und Zukunftsangst, wenn das Land angeblich zu den reichsten der Welt gehört?
In diesem Artikel zeige ich dir, wie sich das private Vermögen in Deutschland zusammensetzt, wer es besitzt, wo es investiert ist und warum sich dieser Reichtum für viele einfach nicht so anfühlt. Und ja, wir werfen auch einen Blick auf die Superreichen, die unter anderem das Bild stark verzerren.
Das Gesamtvermögen der Deutschen
Das Geldvermögen der privaten Haushalte lag Ende 2024 bei rund 9,3 Billionen Euro. Das umfasst Bargeld, Bankguthaben, Aktien, Fonds, Lebensversicherungen und mehr.

- Rund 37% des Geldvermögens lag Ende 2024 in Bargeld und Sichteinlagen (Giro-, Tagesgeldkonten) – knapp 3,4 Billionen Euro. Viele Deutsche bevorzugen liquide und leicht zugängliche Sparformen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit.
- Etwa 20 % des Geldvermögens (1,8 Billionen Euro) in Aktien und Fonds angelegt. Immer mehr Deutsche investieren am Kapitalmarkt, wenn auch tendenziell eher die wohlhabenderen Haushalte.
- Rund 12% (also 1,1 Billionen) liegen in Investmentfonds
- Der restliche Teil des Finanzvermögens entfällt auf Versicherungsrückstellungen und andere Anlagen (z. B. Rentenversicherungen).
Zuzüglich Immobilien und Betriebsvermögen ergibt sich ein Vielfaches des Geldvermögens davon. Manche Schätzungen gehen von über 20 Billionen Euro Gesamtvermögen aus.
Aber Achtung: Das ist die Summe aller Menschen in Deutschland. Wenn du das auf alle Haushalte aufteilst, kommt im Schnitt ein Vermögen von rund 325.000 Euro pro Haushalt (laut Bundesbank in Jahr 2023) heraus – doch auch das ist trügerisch. Denn während einige Millionenhaushalte ein Vielfaches davon besitzen, haben viele andere kaum nennenswerte Ersparnisse oder gar Schulden.
Ein entsprechender Artikel findest du unter Wie viel verdient und spart der Durchschnitt im Jahr 2025? – wo ich die durchschnittlichen Einkommen, Ausgaben und Vermögen der Deutschen aufgelistet habe.
Die ungleiche Verteilung: Wer hat was?
Ein wichtiger Grund dafür, dass trotz des scheinbaren Reichtums in Deutschland und Österreich viele Menschen Monat für Monat um ihr Auskommen kämpfen, ist die ungleiche Verteilung:
- Die reichsten 10 % besitzen rund 60 % des Gesamtvermögens.
- Die untere Hälfte der Bevölkerung hat zusammen weniger als 5 %.
- Der Median (also die Mitte der Vermögensverteilung) liegt bei nur 106.000 Euro pro Haushalt – in anderen europäischen Ländern ist das deutlich mehr.
Hier eine Tabelle, wie das Median-Vermögen pro Haushalt in verschiedenen Ländern aussieht:
Rang | Land | Median-Vermögen pro Haushalt |
---|---|---|
1 | Luxemburg | 739.000 € |
2 | Malta | 333.000 € |
3 | Irland | 315.000 € |
4 | Zypern | 298.000 € |
5 | Belgien | 277.000 € |
6 | Niederlande | 229.000 € |
7 | Spanien | 197.000 € |
8 | Frankreich | 185.000 € |
9 | Italien | 161.000 € |
10 | Slowenien | 154.000 € |
11 | Österreich | 153.000 € |
15 | Deutschland | 106.000 € |
Fazit: Obwohl Deutschland wirtschaftlich stark ist, liegt das Median-Vermögen deutlich unter dem Niveau anderer europäischer Länder. Dies ist vor allem auf die niedrige Eigentumsquote und die ungleiche Verteilung zurückzuführen.
Diese Zahlen zeigen: Eine kleine Spitze lebt in Deutschland im Luxus, der große Rest muss sich oft mit bescheidenen Verhältnissen begnügen. Und während die Superreichen über Firmenbeteiligungen, Aktienpakete und Immobilienimperien verfügen, bleibt Otto Normalverbraucher oft nur das Sparkonto mit Minizinsen.
Nach Bundesbank-Angaben korrelieren Immobilien- und Unternehmensbesitz stark mit hohem Vermögen
In was ist das Vermögen investiert?
Die Anlageformen unterscheiden sich stark zwischen Arm und Reich:
- Vermögende Haushalte investieren in Immobilien, Aktien, Beteiligungen und Fonds.
- Mittlere und einkommensschwache Haushalte sparen auf Girokonten oder Tagesgeld, oft ohne Inflationsausgleich.
Das führt zu einem Teufelskreis: Wer mehr hat, kann es besser investieren – wer wenig hat, verliert Kaufkraft.
Besonders auffällig: Etwa ein Drittel des gesamten Geldvermögens liegt einfach nur auf Bankkonten. Nur etwa 20 % sind in Aktien oder Fonds investiert.
Warum fühlt sich Deutschland nicht reich an?
Aber gibt es noch andere Gründe, warum sich der typische Deutsche nicht reich fühlt, obwohl das Land insgesamt so reich ist?
- Die Wohneigentumsquote ist mit 47 % in Deutschland und 51% in Österreich die niedrigste in Europa. Das heißt, die meisten wohnen zur Miete und bilden kein Eigenkapital. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass es in Ländern, die in diesem Ranking relativ weit oben stehen, oft einen schwachen Mietmarkt gibt und Häuser oft über viele Generationen weitergegeben werden und nicht jeder so neu baut wie bei uns.
Rang | Land | Wohneigentumsquote |
1 | Rumänien | 94,8% |
3 | Kroatien | 91,1% |
13 | Spanien | 76% |
15 | Italien | 74,3% |
24 | Frankreich | 63,4% |
26 | Österreich | 51,4% |
27 | Deutschland | 46,7% |
Quelle IW Medien / iwd
- Steigende Lebenshaltungskosten (Inflation, Energie, Miete) zehren an den Ersparnissen.
- Sparverhalten: Die konservative Einstellung zu Aktien und Börse und die niedrige Verzinsung der Spareinlagen lassen das reale Vermögen Jahr für Jahr schrumpfen. Die Statistiken zeigen deutlich, dass Personen mit höherem Einkommen deutlich häufiger in Aktien und ETFs investieren als Personen mit mittlerem Einkommen.
- Geringe Reallohnentwicklung: Viele Löhne sind in den letzten Jahren gemessen an der Inflation kaum gestiegen. Auch in den letzten Jahren ist die Wirtschaft zum Teil deutlich schneller gewachsen als die Reallöhne, was dazu geführt hat, dass die Unternehmen und Eigentümer zwar insgesamt mehr Vermögen aufgebaut haben, die Löhne aber nicht in gleichem Maße gestiegen sind.
Hinzu kommt ein psychologischer Aspekt: Wer liest, dass das Land reich ist, erwartet einen gewissen Lebensstandard. Wenn dieser aber nicht erreicht wird, empfindet man das System als ungerecht. Immer weiter sinkende Investitionen in Gesundheit, Bildung usw. führen zu dem Gefühl, dass der Lebensstandard insgesamt sinkt.
Fazit: Ein reiches Land mit vielen armen Gefühlen
Deutschland ist reich – aber nur auf dem Papier für viele. Die große Ungleichheit sorgt dafür, dass sich ein erheblicher Teil der Bevölkerung finanziell abgehängt fühlt. Während die Superreichen ihr Vermögen vermehren, verlieren mittlere Haushalte durch Inflation und geringe Renditen an Boden.
Bei allem Negativen dürfen wir aber eines nicht vergessen: Wir dürfen nicht ins Jammern verfallen, denn die Situation wird sich nicht automatisch verbessern, sondern wir müssen selbst aktiv daran arbeiten, unser Vermögen weiter aufzubauen. Das können wir nur, indem wir unser Einkommen erhöhen, Nebeneinkünfte erzielen oder unser Geld gewinnbringender vermehren, indem wir zum Beispiel in Aktien oder ETFs investieren und der Inflation entgegenwirken.
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